sammlung kritisches wissen
Arno Münster (Hg.) Ernst Bloch und Spinoza Mit Beiträgen von Arno Münster, Patricia Trojman-Aïm und Matthias Mayer 2021, 144 Seiten, Preis 32,00 € Die Beiträge und Forschungsergebnisse folgen gemeinsam einem Ziel: Die Erhellung – im Rahmen einer globalen Würdigung von Ernst Blochs Leipziger Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie – des Bezugs des Autors des Prinzip Hoffnung zu einem der größten progressiven Denker des 17. Jahrhunderts und Vorläufer der Aufklärung, d.h. von Baruch de Spinoza, geboren 1632 in Amsterdam und verstorben im Haag im Jahr 1677. 1656 wegen „Ketzerei“ von der jüdischen Gemeinde in Amsterdam ausgeschlossen, von der religiösen Orthodoxie wie von den Anhängern der Monarchie bekämpft und gemieden wegen seiner kritischen Ideen, die letzten Lebensjahre in Den Haag im Kreise seiner wenigen Anhänger verbringend, konnte er die Veröffentlichung seines Hauptwerks nicht mehr erleben. Vielleicht verdankt Spinoza der Präsenz verschiedener philosophischer Ansätze und Traditionen in seinem Denken seine große Originalität; hier wurden auf dem Gebiet der Philosophie „Brechstangen“ geschmiedet nicht nur gegen Absolutismus, Aberglauben, Obskurantismus, religiösen Fanatismus und gegen den Dogmatismus der Theologie, sondern auch gegen jegliche Form der Knechtschaft und der Unterwerfung und für die Demokratie. Blochs Interesse an Spinoza erwachte Anfang der 1930er Jahre, als es dem utopischen Marxisten darum ging, dem politischen Irrationalismus des rassistischen und antisemitischen Nationalsozialismus ein weltanschaulich-philosophisches „Gegengift“ in Gestalt eines Rationalismus entgegenzustellen. |
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Helmut Fahrenbach Problemlagen und Perspektiven der Philosophie im 20. Jahrhundert
2022, 336 Seiten, 39,00 € Die Reflexion auf die Stellung der Philosophie in der gegenwärtigen Welt ist heute vollends unumgänglich geworden, da die im Traditionsbruch des 19. Jahrhunderts (nach Hegel) in Gang gebrachte Problematisierung der maßgeblich gewesenen Idee der Philosophie durch eine Reihe von Faktoren noch verschärft worden ist. Die ebenfalls dem 19. Jahrhundert entstammende Rede vom „Ende“ nicht der Metaphysik, sondern der Philosophie überhaupt und die skeptische oder rhetorische Frage „Wozu noch Philosophie?“ können heute auch von hartnäckigen Philosophen nicht mehr überhört werden. Und gerade wenn man gegen diese Rede der Meinung ist, Philosophie sei unausweichlich, könnte eben dies nur durch Analyse und Beurteilung der Problemlage und Stellung der Philosophie in der gegenwärtigen Welt aufgewiesen werden. Diese Aufgabe muss in den Mittelpunkt der notwendigen Selbstverständigung gegenwärtigen Philosophierens rücken. Sie bedarf allerdings selbst der methodischen Klärung und systematischen Entwicklung.
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Helmut Fahrenbach Philosophie kommunikativer Vernunft 2022, 328 Seiten, 39,00€ „Kommunikative Vernunft ist die der selbstkritisch reflektierten Moderne zugehörige Vernunftform, die den Geltungsmodus und Wahrheitserweis von Erkenntnis- und Gewissheitsansprüchen kognitiv-theoretischer und normativ-praktischer Art weder subjektiven Evidenzen oder apriorischen Gewissheiten noch einer positivistisch oder instrumentell reduzierten Verstandes-Rationalität überantwortet, sondern – zumal in Dissenslagen – der kommunikativ-diskursiven Klärung, Prüfung und möglichen Verifikation im Sinne intersubjektiv allgemeiner Anerkennung bzw. Anerkennungsfähigkeit. Diese Form eines zugleich differenzierenden und verbindenden Vernunftdenkens ist geradezu überlebensnotwendig, angesichts der ebenso unauflöslichen wie konfliktreichen Verflechtungen und Abhängigkeiten in einer ‚Weltgesellschaft‘ und der in ihr elementar notwendigen inter- und transkulturellen Verständigungsprozesse und -diskurse über die globalen Probleme und die strukturellen, normativen und empirischen Voraussetzungen ihrer Lösung. |
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Helmut Fahrenbach Brennpunkte neuzeitlicher Philosophie 2023, 480 Seiten, 39,00 € „Philosophieren ist nun einmal […] kein ‚standpunktloses Unternehmen‘.“ Dieser Haltung ist Helmut Fahrenbach in seinen Analysen und Wertungen auf dem Weg zwischen den Brennpunkten neuzeitlicher Philosophie sowie in der Kommentierung ihrer inneren Zusammenhänge verpflichtet. Mit dieser Zusammenstellung von eigenen Aufsätzen setzt er den Schlussstein seiner elf Titel umfassenden zwölfbändigen philosophischen Werkausgabe (Talheimer Ausgabe). Er identifiziert Brennpunkte philosophischen Denkens, setzt sie in Beziehung, ordnet sie ein und würdigt sie in kritischer Reflexion. Dabei geht er zurück auf Descartes und Kant, sucht die Verbindungen zu Kierkegaard, Nietzsche, Feuerbach, Marx und Bloch, um daran anschließend die philosophischen Spannungen der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts zwischen Heidegger, Spengler und Bloch abzufragen gegenüber den Aufbrüchen der Zeit nach dem Nationalsozialismus. Die Brennpunkte der Nachkriegszeit verbinden sich mit der Rezeption der Positionen von Löwith, Bultmann, Jaspers, Picht und Plessner. Er stellt Verknüpfungen zu Marcuse, Sartre, Adorno, Horkheimer und Habermas her wie auch zu Walter Schulz und Dieter Henrich. Die Brennpunkte neuzeitlicher Philosophie lassen Philosophiegeschichte und aktuelle Relevanz politischer Philosophie wie auch existenzialistische Perspektiven in ihren Bedeutungen aufscheinen. Doch begnügt sich der Autor nicht mit bloßer Bezugnahme auf historische Kontroversen. Er entwickelt die in den Brennpunkten angelegten Fragestellungen weiter, um sie zugleich aus den Begründungszusammenhängen seines politisch-philosophisch-anthropologischen Ansatzes jenen Antworten näher zu bringen, die seiner Philosophie der Zukunft entsprechen. Im Anhang dieser begründeten Anthologie ist der zweite Teil der Dissertation Helmut Fahrenbachs aus dem Jahr 1954/55 wiedergegeben. Darin arbeitet er die dialektischen Bezüge zwischen Philosophie und Theologie am Beispiel von Luthers Hoffnungsverständnis heraus: „Geht es aber gar um den Grenzbereich von Philosophie und Theologie, dann scheinen die Schwierigkeiten unlösbar zu werden, weil die grundsätzliche Gemeinsamkeit des Bodens in Frage steht, und die Differenz der Ebenen offenbar letztlich nicht zu überwinden ist.“ |
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Reinhard Brunner, Martin Böhler (Hg.) Unterwegs zum Menschen 2022, 256 Seiten, 34,00 € Anlässlich des Erscheinens der Werkausgabe des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach haben Freunde sowie Schülerinnen und Schüler Beiträge zur kritischen Würdigung verfasst. Über mehrere Jahre hinweg stellte Helmut Fahrenbach sein Gesamtwerk in systematischer Absicht zusammen. Entstanden ist ein zwölfbändiges Werk – ‚Talheimer Ausgabe‘ – in dessen Zentrum die beiden Bände ‚Philosophische Anthropologie‘ stehen. Angesichts der Ausrufung des ‚posthumanistischen‘ Zeitalters ist dies eine zwar nicht intendierte, aber auch nicht zufällige Entgegnung.
Dieser Band enthält Ausarbeitungen zum philosophischen Denken Helmut Fahrenbachs von Martin Böhler, Reinhard Brunner, Günter Dux, Walter Erhart, Hanna Gekle, Dieter Henrich, Dorothee Kimmich, Ulrich Müller-Schöll, Mathias Richter, Christof Schilling, Barbara Smitmans-Vajda sowie Irene Scherer und Welf Schröter. |