Inhaltsverzeichnis
Grußwort
Thomas Sprißler, Oberbürgermeister
Grußwort
Birgit Kruckenberg-Link, Gleichstellungsbeauftragte
Frauen gestalten Herrenberg
Einleitung
Politik
„Ihr Lebensprinzip war Humanität“ – Lina Link (1909–1992)
Annemarie Gocke und Illja Widmann
„Ich wollte das Recht reformieren, denn wer im Recht diskriminiert ist, ist es auch in der Gesellschaft“ – Luise Schöffel (1914–1997)
Valentina Finckh und Claudia Nowak-Walz
„Frauen für den Schutz des Lebens“ – Herrenberger Frauen gründen eine Bürgerinitiative nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Annemarie Gocke
Bildung
„Töchter jeden Standes in weiblichen Handarbeiten jeder Art gründlich ausbilden“ – Die Lehrerinnen der Herrenberger Frauenarbeitsschule (1902–1964)
Claudia Nowak-Walz
„Der Erwachsenenbildung Impulse gegeben“ – Felicitas Pflug (1914–2001)
Helen Schelling
„Ist Frau Petry nicht da?“ – Der Ausbau der Herrenberger Stadtbücherei zum Medienzentrum (1967–2014)
Sara Dame und Claudia Nowak-Walz
Kultur
„Um Sprache und Eigenheiten des Landmenschen zu erhalten, entschloß ich mich zu Mundartgedichten“ – Maria Eipper-Hoffmann (1898–1990)
Valentina Finckh
Sport
„Sport war für Mädchen damals etwas Modernes“ – Die ersten Turnerinnen im VfL Herrenberg (1919–1946)
Sara Dame und Claudia Nowak-Walz
Abbildungsverzeichnis und Bildnachweise
Autorinnen und Herausgeberinnen
Aus der Einleitung:
„Frauen gestalten Herrenberg.“ – Die Frauengeschichtswerkstatt richtet mit dieser Publikation den Blick auf das Leben und Wirken Herrenberger Frauen des 20. Jahrhunderts. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach 1945. In den acht Beiträgen werden einzelne Frauen bzw. Frauengruppen vorgestellt, die in den Bereichen Politik, Bildung, Kultur und Sport tätig waren. Sei es als Gemeinderätin, als Gründerin des Verbandes lediger Mütter (heute: Verband alleinerziehender Mütter und Väter), Frauen als Mitglieder einer Bürgerinitiative, als Lehrerin, als Geschäftsführerin der Volks¬hochschule, als Leiterin der Stadtbibliothek, als Heimatdichterin wie als Turnerinnen,
Welche Frauen haben die Geschicke Herrenbergs geprägt und mitbestimmt und sind bis heute in der Erinnerung der Bevölkerung lebendig? Wer kann uns über ihre Lebenswege und Leistungen Auskunft geben?
Bei der Recherche entdeckte die Frauengeschichtswerkstatt spannende Geschichten interessanter Frauen, die ihr Leben aktiv gestalteten: Maria Eipper-Hoffmann, Gertrud Krauß, Lina Link, Ruth Petry, Felicitas Pflug, Mathilde Rothenstein und Luise Schöffel.
Bis in die 1950er Jahre waren Berufstätigkeit und ehrenamtliches politisches Engagement für Frauen nicht selbstverständlich. Gleichberechtigte Teilhabe an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens war ein Anliegen der Frauenbewegung. Die gesellschaftlichen Umbrüche nach beiden Weltkriegen und die wirtschaftliche Entwicklung be einflussten die Möglichkeiten von Frauen, außerhalb der Familie tätig zu werden. Das positive Klima der Weimarer Republik, das den Frauen 1919 auch das Wahlrecht bescherte, führte zu einer Öffnung vieler gesellschaftlicher Bereiche für Frauen. Auch der konservative MTV Herrenberg musste nun seine Turnhalle für Frauen öffnen.
Allein stehenden Frauen standen nur wenige Berufsfelder offen. Lehrerinnen mussten ledig bleiben, um ihre Anstellung zu behalten. Allein erziehende oder verwitwete Frauen waren häufig gezwungen zu arbeiten, um ihre Familie zu ernähren. Aber auch der Wunsch nach Betätigung außerhalb des Hauses war ein Motiv für Berufstätigkeit oder ehrenamtliches Engagement. Der Wille anderen zu helfen oder gemeinsam mit anderen etwas zu verändern, zeigt sich z.B. in der Betätigung als Gemeinderätin, in Vereinen oder Bürgerinitiativen.
Die meisten der porträtierten Frauen waren Pionierinnen auf ihrem Gebiet. Wie ist die Situation heute? Im Januar 2014 waren 13 der insgesamt 37 Herrenberger Gemeinderäte Frauen. Drei von ihnen gehörten der Fraktion der Frauenliste an. Diese Freie Wählerinnenvereinigung wurde 1994 mit dem Ziel gegründet, die vollkommene Gleichstellung der Frauen in der Öffentlichkeit zu erreichen, z.B. einen Frauenanteil von 50 Prozent im Gemeinderat. Die kulturellen Institutionen (Volkshochschule, Stadtbibliothek, Musikschule) und das Stadtarchiv sind seit Januar 2014 fest in Frauenhand. Die Haushaltungs- und Frauenarbeitsschule (heute: Hilde-Domin-Schule) hat sich zur berufsbildenden Schule mit einem breiten Spektrum weiterentwickelt und wurde überwiegend von Frauen geleitet.