Inhaltsverzeichnis
Francesca Vidal Lassen Träume Mauern stürzen? Einleitung
Johano Strasser Am Zaun. Eine Parabel
Bahriye Kurter Ankommen. Mittendrin statt außen vor
Detlef Horster Auf der Suche nach dem Glück
Jan Robert Bloch Ein Advent in Mössingen. Felix und Artur Löwenstein
Johan Siebers Categorial Intelligibility
Peter Thompson Ostalgie, Heimat and the Dialectics of Home
Wolf Schünemann Von einem zum anderen Traum von Europa. Gedanken zu einer radikalen Zeichenreform
Reinhard Bütikofer
Europa braucht ein neues, großes Ziel, sonst fällt es auseinander
Monika Pritzel Träume gegen Mauern. Das Fortleben der kosmogenen Welt der „dreamtime“ bei Nachfahren von Ureinwohnern im heutigen Australien
Masao Sugiyama Kulturelle Distanz und die Bedeutung des Gesichtes. Vorstellungen von Rasse und Nation in der Rezeption der Popkultur in Japan
Wolfgang Hofkirchner Walls or Bridges? The Future of the Web
Klaus Kufeld Über Porosität. Oder: Die Grenze als Raum
Richard Albrecht „Zerstörte Sprache – Zerstörte Kultur“. Ernst Blochs Exil-Vortrag vor siebzig Jahren – Geschichtliches und Aktuelles
Marije Altorf Thinking in between Walls. An Imaginary Visit to Descartes’ Room
Aino Rinhaug Entirely against the Script. Reflections on the Utopian Figure in Ernst Bloch and Fernando Pessoa
Naomi Segal Hands and Worlds. The Membrane of Desire in Sartre, Anzieu, Jane Campion and Peter Weir
Maaike Engelen; Julie Kitchener Fantasy and Imagination in the Therapy Room. An exploratory Correspondence on Containment and Transformation
Helen L. Jones „Im Unterwegssein sich heimisch fühlen“. Das Hotel als Handlungsort in der ostdeutschen Literatur der neunziger Jahre
Johan Siebers Philosophy of Communication
Francesca Vidal Mit philosophischer Haltung der Mauer trotzen. Zum Briefwechsel zwischen Ernst und Karola Bloch sowie Jürgen und Johanna Teller
Im Jahrbuch wird aus Blochscher Perspektive der Blick dorthin gelenkt, wo immer noch Mauern gegen die Freiheit bestehen oder neue errichtet wurden, seien es steinerne oder soziale. Vor allem aber wird die Frage gestellt: Wie können diese Mauern heute fallen?
Mauern im Denken – Mauern in der Gesellschaft – Mauern gegen Andersdenkende: Diese Vielfältigkeit des Mauerns und dessen Überwindung greift das Bloch-Jahrbuch 2009 auf. Dazu konnten renommierte Autorinnen und Autoren gewonnen werden wie Johano Strasser, Reinhard Bütikofer, Jan Robert Bloch, Detlef Horster, Wolfgang Hochkirchner u.a.
Aus dem Vorwort:
„Viele Publikationen erinnern gegenwärtig daran, dass Menschen immer Stütz-, Stau-, Wehr-, Grenz- oder Gefängnismauern bauten und bauen. Manche prominente Mauer hat ihre Funktion längst verloren, ist wie die Berliner Mauer zum Denkmal geworden, sei es nun der Hadrianswall oder die Chinesische Mauer. Andere Mauern sind immer noch Symbole ungelöster Konflikte. Auch die Mauern und Sperranlagen gegen palästinensische Terroristen sind als Schutz und Abwehr von Terror und Überfällen gedacht, verhindern aber auch friedliche Lösungsversuche des Konfliktes. Für Simone Bitton steht die Zerstörung der Landschaft durch die Errichtung dieser Mauern sinnbildlich für das Verhindern menschlicher Brücken. In Mexiko nehmen Künstler Brocken aus der Berliner Mauer und gestalten Mauersteine, die mit Hilfe des Goethe-Instituts an verschiedenen Orten der Welt aufgestellt werden, um zu mahnen, was die Mauer hin zur USA, die Migranten aufhalten will, für die Menschen in Mexiko bedeutet, wie hier die Mauer der Ungleichheit unüberwindbare soziale Grenzen schafft. Der vermeintliche Schutz, den Mauern geben sollen, versperrt Möglichkeiten, denn jede Gesellschaft braucht die Möglichkeit des Kommen und Gehens, was Ernst Bloch an der Bedeutung von Häfen zeigte. Nur so gelangt Fremdes und Neues hinein und hinaus, nur so lässt sich Kultur entwickeln gegen ein selbstbezügliches Abgeschlossensein, was nur zu Verkümmerung und Aggression führen kann. So wie der Mensch immer noch überall Mauern schafft, träumt er auch von deren Abschaffung. Vorliegendes Jahrbuch nimmt die Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer vor zwanzig Jahren zum Anlass über Mauern und damit zugleich über ‚Träume gegen Mauern‘ nachzudenken. Es will in Form einer kleinen Enzyklopädie solche Träume sammeln, um damit eine Blochsche Form der Erinnerung an den Fall der Mauer zu liefern.“
„Zwanzig Jahre nach dem Sturz der ‚Berliner Mauer‘, die im Jargon der DDR-Obrigkeit den Osten vom Westen durch eine ‚befestigte Staatsgrenze‘ gar einen ‚antifaschistischen Schutzwall‘ unwiederbringlich trennen sollte, steht dieser ‚Mauerfall‘ symbolisch für die Möglichkeiten eines Neuanfangs. Mit Bloch aber kommt es darauf an, sich sowohl des Positiven eines solchen Bruchs als auch des Misslichen gewahr zu bleiben, um nicht in eine rückblickende Verklärung zu verfallen, sondern weiterhin an der Beseitigung von Denkschablonen zu arbeiten. Produktiver Umgang mit der Geschichte bedarf der Erinnerung, diese erst ermöglicht es, den Träumen auf Zukunft hin eine Richtung zu geben.“ (Francesca Vidal)
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