Inhaltsverzeichnis
Francesca Vidal Träume von besserer Bildung. Einleitung
Michael Daxner Utopie der Bildung. Immer wieder vertagt, aktuell
Peter Zudeick UOMO UNIVERSALE oder UNTERTAN. Banales über Bildung
Gerd Koch Auf zur Mahagonny-Methode. Lehrhaftes aus dem Lernangebot „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“
Eckart Liebau Kant. Über Mündigkeit
Francesca Vidal Rhetorische Bildung
Beat Dietschy Den gekrümmten Gang verlernen: Bildung im Kontext politischer Bewegungen Lateinamerikas
Welf Schröter Der ländliche Raum schafft sich seine Wissensgesellschaft
Anne Monika Sommer Gespräche mit Jan am Berliner Teetisch
Irene Scherer „Es reicht schon, den Islam auf eine andere, modernere Weise zu interpretieren“. Eindrücke von einem Aufenthalt in Teheran
Hildegard Bussmann „Meine Heimat ist Deutschland“. Das Projekt „Kambodschanische Flüchtlingskinder“ des DRK 1979–2007
Marc Fröhlich, Nina Mahrt, Havva Yilmaz „Traum vom Lernen“
Charlotte Brenk, Nora Heyne, Annette Hosenfeld, Heidrun Ludwig, Andreas Necknig, Heike Ronsdorf, Sigrun Schirner & Patrik Vogt UPGradE – interdisziplinäre Forschung zur Verbesserung von Unterrichtsprozessen und Lehrerbildung
Irene Scherer, Welf Schröter, Francesca Vidal VIA – Virtuelles Institut Arbeit, Philosophie und Kommunikation
Aus der Einleitung:
„Dieses vorliegende Jahrbuch nimmt für sein Thema Geburtstage zum Anlass. In diesem Jahr wird Anne Frommann, langjährige Freundin von Ernst und vor allem von Karola Bloch und wie diese eine Aktive, die Blochsches Denken für ihr Handeln nutzt und in ihrer Arbeit als Pädagogin praktisch und theoretisch weitergibt, 80 Jahre alt. Mit Paolo Freires Ausruf ‚Bildung ist kein Konsumgut‘ verbindet sich die Leidenschaft einer praktischen Pädagogin und eingreifend handelnden Erzieherin, die sich den Benachteiligten und scheinbar Chancenlosen verpflichtet sieht. Sie plädiert unaufhörlich für die Untrennbarkeit von Theorie und Praxis und zeigt wie theoretisch erarbeitete Ideen, die auf Basis der Erfahrungen praktischer Arbeit entwickelt wurden, dann in der Praxis wirksam werden können. Das wurde deutlich und wirkt nach durch ihre Mitarbeit beim Aufbau des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, ihrer dortigen Arbeit als Akademische Rätin und davor lange Zeit in der vielfältigen Welt der Heimerziehung, in der sie verantwortlich und verantwortend tätig war. Als Vorsitzende des von Karola Bloch gegründeten Vereins ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘, als stellvertretende Vorsitzende des Tübinger Vereins für Sozialtherapie bei Kindern und Jugendlichen e.V., der als Träger der Martin-Bonhoeffer-Häuser fungiert, als Autorin und Lehrende gilt ihre Parteilichkeit vor allem den Jugendlichen, den Hoffnungen junger Menschen. Ihr ‚Stichwort‘ fragt ‚Bildung und Sozialpädagogik – Ist das ein wiederentdeckter oder aufgenötigter Zusammenhang?‘ und antwortet: ‚In den 50er und 60er Jahren herrschte der Bildungs-Begriff und die Vorstellung von Erziehung, die sich auf die Vor-Nazi-Zeit bezogen. ‚Bürgerlich‘ hatte keinen abwertenden Ton. Es ‚gab‘ nur eine Bildung, die beschädigt, aber wieder erkennbar aus den Nazi-Jahren hervorgegangen war. Sie sollte möglichst vielen Kindern, auch den ‚schwer erziehbaren‘ und ‚verwahrlosten‘ vermittelt werden. Nach 1968 trennte sich diese bürgerliche Bildung von der praktischen Sozialpädagogik in Heimen, Jugendgruppen usw., obgleich doch schon Clara Zetkin der Meinung gewesen war, dass alles Gute und Schöne nicht den bürgerlichen Kreisen vorbehalten bleiben sollte. Aus Bildung wurde Information und ihre Vermittlung (‚Wissen ist Macht‘), aus Erziehung wurde Sozialisation, die Einsicht in prägende gesellschaftliche Verhältnisse voraussetzt und vermittelt. Die Folgen für Schule und Jugendhilfe sind groß und anhaltend.‘ Ihr zum 80sten Geburtstag gratulieren die Herausgeberin, die Ernst-Bloch-Gesellschaft sowie die Autorinnen und Autoren.
Auch Pädagoge, und zudem Naturwissenschaftler und Sozialphilosoph, ist Jan Robert Bloch, dessen Geburtstag sich zum 70ten Mal jährt. Für den ‚Literatur- und Forschungsbericht Weiterbildung‘ des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung DIE zeichnete Jan Robert Bloch in seinem Beitrag ‚Vom Sein zum Sollen – die Utopie zwischen ontischem Modus und ethischem Postulat‘ ein vehement pulsierendes Motiv für das Lernen nach: ‚Der Weg vom Sein zum ethisch begründeten Sollen wird sichtbar und somit gangbar, wenn Unzufriedenheit mit dem Sein herrscht. Das unzureichende Sein treibt zum Sollen, die Unzufriedenheit erzeugt die Alternative eines besseren Seins. Der Ruf nach Sein ist ein utopischer Ruf. Das ist die Logik des Utopischen: Das Sollen soll Sein werden, womit die widerstreitenden Zustände sich vereinigen. Das vorgegebene Sein ist im Lichte des Sollens ein Nicht-Sein, da es am Sollen zerbricht, ihm nicht genügt und somit als adäquates Sein nicht anerkannt werden kann. Wo Sollen ist, soll Sein werden. Wo Sein ist, soll gesolltes Sein werden.‘ Der Physiker Dr. Jan Robert Bloch, Prof. em., lange Jahre lehrend und forschend am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften der Universität Kiel, dann Lehrbeauftragter an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam, zeitweise Lehrender im Kolleg für Jüdische Studien (School of Jewish Studies) der Universität Potsdam, seit langem Mitglied in der Ernst-Bloch-Gesellschaft und in der Ernst-Bloch-Assoziation, widerspricht energisch allem Dafürhalten eines ‚Endes der Utopie‘.“
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