Inhaltsverzeichnis
Zur Problemlage der Philosophie. Vorwort
I. Eine systematische Orientierung
1. Die Notwendigkeit der zeitgeschichtlichen Selbstreflexion der Philosophie
2. Methodische Voraussetzungen für den Ansatz der Analyse
a) Bestimmung des Begriffs „Gegenwartsphilosophie“
b) Mögliche Orientierungsschemata (Positionen – Disziplinen – Probleme)
c) Strukturelle Differenzierung der Problemlage (philosophische Tradition – Wissenschaft – lebensweltliche Praxis)
3. Kennzeichnung der Problemlage „gegenwärtiger“ Philosophie
a) Die „interne“ Lage der Philosophie (Richtungen und Konzeptionen)
b) Die „externe“ Infragestellung der Philosophie
c) Die Bedeutung des Faktums der Philosophiekritik
4. Entwurf einer prospektiv relevanten Orientierung im (gegenwärtigen) Philosophieren
a) Auszeichnung eines problembezogenen Orientierungsschemas
b) Materialer Entwurf: Sprache – Praxis – Zukunft als Schlüsselthemen gegenwärtiger Philosophie
c) Zur systematischen Zuordnung der Schlüsselthemen
II. Philosophische Anthropologie als Zentrum der Philosophie
1. Philosophische Anthropologie
2. Philosophische Anthropologie – Ethik – Gesellschaftstheorie
3. Sich-Verhalten – Handeln – Praxis. Anthropologisch-strukturelle Bestimmungen praktischer Philosophie und kritischer Gesellschaftstheorie
4. Der Mensch – ein „utopisches Wesen? Die anthropologische Frage in Blochs Philosophie
5. Henri Lefebvres „Metaphilosophie“ der Praxis
6. Problemlage und Systematik praktischer Philosophie
Helmut Fahrenbach – Zur Person
Textauszug
Es scheint heute kein belangvolles Denken mehr geben zu können, das die Zukunftsdimension der Geschichte, d.h. ihre Entwicklungstendenzen und praktischen Gestaltungsmöglichkeiten außer Acht lässt und einfach vom Gegebenen, Gewesenen oder auch vermeintlich Ewigen her denkt. Der notwendige Zukunftsbezug gilt indessen nicht nur für die Problemstellungen praktischer Philosophie in dem umrissenen Sinn bzw. einer nicht primär vergangenheits- oder herkunftsorientierten Geschichtsphilosophie in praktischer Absicht. Die Philosophie des 20. Jahrhunderts hat das Zukunftsthema (vor der Futurologie) vielmehr in seinen vielfältigen Bezügen entdeckt und behandelt: in einem geschichtsphilosophischen Rahmen auf der Ebene der Gegenwartsanalyse und Gesellschaftskritik im Entwurf der geschichtlich möglichen Zukunft; im wissenschaftstheoretischen Rahmen auf der Ebene logischer und erkenntnistheoretischer Probleme des Erklärungs- und Prognosewertes von Aussagen bzw. des möglichen „Wissens“ von der Zukunft und der Kritik utopischen Denkens; im Rahmen ontologisch-anthropologischer Fragestellungen auf der Ebene von Analysen der Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit menschlichen Daseins und der Bedeutung von Akten antizipierenden Bewusstseins (insbesondere der Hoffnung und Utopie) für den theoretisch-praktischen Weltbezug des Menschen. Für die erste und dritte Ebene bietet zweifellos Blochs Philosophie den umfassenden Entwurf. Jedoch stellen die heute durch eine kritische Futurologie schärfer sichtbar gemachen Zukunftsprobleme der Menschheit in einer technologisch verfassten Welt das antizipierende Denken vor neue und sachlich-methodisch eigene Aufgaben, die sich aus den Bedrohungen und Herausforderungen unserer Epoche (Krieg, Hunger, Wachstum, Unterdrückung und Entfremdung des Menschen, Ausbeutung der Natur) und der Auffassung des Geschichtsprozesses bzw. der Zukunft als eines Produktes menschlicher Handlung, Planung, Gestaltung und Verantwortung ergeben. Diese Probleme begründen die Notwendigkeit des Zukunftsthemas für eine praktisch relevante Philosophie und erfordern neben strukturellen Klärungen den Entwurf normativer Orientierungen zukunftsbezogenen Handelns; eine Aufgabenstellung, die im korrektiven Zusammenhang der grundlegenden prospektiven Akte (Prognose, Utopie, Planung und Hoffnung) geklärt und hinsichtlich der Realisationsprobleme gesellschaftlich-politischer Praxis vermittelt werden muss. Unter dem leitenden Gesichtspunkt der Zukunftsgestaltung führt das Zukunftsthema also notwendig auf Praxisprobleme zurück.