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Das Bauhaus kam nach MössingenDie Architektin Karola Bloch

Das „rote Mössingen“ im Generalstreik gegen Hitler

Bernd Jürgen Warneken, Hermann Berner (Hg.)

Da ist nirgends nichts gewesen außer hier
Das „rote Mössingen“ im Generalstreik gegen Hitler
Geschichte eines schwäbischen Arbeiterdorfes – Jakob Textor zu Ehren

Mit Beiträgen von Hans-Joachim Althaus, Friedrich Bross, Gertrud Döffinger, Hubert Flaig, Karlheinz Geppert, Wolfgang Kaschuba, Carola Lipp, Karl-Heinz Rueß, Martin Scharfe, Bernd Jürgen Warneken und Hermann Berner

2012, 360 Seiten, Softcover, mit mehr als 200 zum Teil bislang unveröffentlichten Abbildungen, 32,00 €
ISBN 978-3-89376-140-1

Vor achtzig Jahren: Hunderte von Mössingern demonstrierten gegen Hitler – Geschichte eines schwäbischen Arbeiter- und Handwerkerdorfes. „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier“ – so resümiert eine Mössingerin ihre Erzählung über die Ereignisse an jenem 31. Januar 1933, als die Arbeiterbewegung ihres Heimatorts den Generalstreik gegen die tags zuvor eingesetzte Hitlerregierung durchzuführen versuchte. Zwischen 400 und 800 Demonstranten sollen es gewesen sein, die im damals etwa 4.000 Einwohner zählenden Arbeiterbauerndorf Mössingen durch die Straßen und aus den Fabriken zogen. Es gelang ihnen, zwei der größten Betriebe am Ort stillzulegen, doch nach kurzer Zeit wird der „Mössinger Aufstand“ – wie ihn viele der damals Beteiligten nennen – durch massiven Polizeieinsatz abgebrochen. 80 Personen aus Mössingen und seinen Nachbargemeinden sind es dann, die für diesen vergeblichen Versuch, Terror und Krieg für Deutschland und Europa abzuwenden, ins Gefängnis kommen – die meisten für einige Monate, manche für mehrere Jahre.

Vor knapp dreißig Jahren erschien endlich die erste Textsammlung und Dokumentation dieses außergewöhnlichen Ereignisses in Mössingen. Der Talheimer Verlag sowie Hermann Berner und Bernd-Jürgen Warneken, die Herausgeber des Bandes „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier! – Der Mössinger Generalstreik gegen Hitler“, widmen diese ergänzte und erweiterte Neuausgabe dem letzten Überlebenden der ehemaligen Generalstreiker, der im Alter von fast 102 Jahren im Januar 2010 gestorben ist: „Jakob Textor zu Ehren“. Jakob Textor war beim Generalstreik dabei und hatte durch viele öffentliche sowie nächtliche Aktionen vor dem Nationalsozialismus gewarnt. Sein spektakuläres Erklimmen des Kamins der Textilfirma Pausa, um dort die rote Fahne gegen Hitler zu hissen, bleibt im Gedächtnis.

Das „rote Mössingen“ im Generalstreik gegen Hitler
( Talheimer Verlag )

€ 32.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis


Bernd Jürgen Warneken
Ein Dorf schreibt deutsche Geschichte. Vorwort zur Neuauflage

Hermann Berner
Jakob Textor


Da ist nirgends nichts gewesen außer hier

Hans-Joachim Althaus, Friedrich Bross, Gertrud Döffinger, Hubert Flaig, Karlheinz Geppert, Wolfgang Kaschuba, Carola Lipp, Karl-Heinz Rueß, Martin Scharfe, Bernd Jürgen Warneken
Vorwort zur Erstauflage


Die Vorgeschichte oder „Mössingen war schon immer ein bißchen mit vorndran, auch früher schon“

„Ein halsstarriges, rebellisches Gesindlein“ 

Horizontveränderungen und Lernprozesse „Wir wollen keine Herren sein noch Knechte, wir sind alle zur Freiheit geboren!“ Ländliche Wege zum Sozialismus

Die proletarische Schöpfungsgeschichte: Arbeiterleben und Arbeiterbewegung im Spiegel der Mössinger Pfarrberichte


Der Mössinger Weg zur KPD – Die Umwälzung: Der Arbeiter-, Bauern- und Handwerkerrat 1918

„1920 häuteten sie sich und wurden Kommunisten“. SPD – USPD – KPD
 
„Wir sind frech gewesen, dort, als junge Kerle“

„… die stärkste der Parteien“. Mössinger Wahlergebnisse im Überblick 


Das Mössingen der 1920er und frühen 1930er Jahre

Ein statistischer Exkurs

Krisenerfahrung als Lebensgeschichte. Mössinger erzählen

Von Krise zu Krise


„Mit der Kommunalpolitik ist es eine Sache für sich“

„Da hat es manchen Streit gegeben.“

Parteipolitik im Gemeinderat

Praktische Solidarität: Der Konsum

„Auch bei Kommunisten fließt das Wasser nicht bergauf.“ Kompromisse

Die Baugenossenschaft 101

Konflikte um den Konsum

Druck von rechts


Arbeiterpolitik auf dem Dorf

Die KPD 1923 bis 1929 

Die Jahre des Umschwungs 

Die Pausa-Arbeiter proben den Aufstand 

„Ein großer Haufen ist schlecht bekehren.“ Zur Organisationsstruktur der Mössinger KPD

„Ihr wärt recht, wenn ihr nur keine Kommunisten wärt!“


Arbeitervereine

Vereinsgeschichte und Vereinsalltag 

Arbeitervereinsfeste 

„Jetzt kommt der lustige Teil, nicht wahr“ Feste für die „gesamte Einwohnerschaft“ 

„Geradewegs vorwärts und aufwärts“. Ein neuer Aufbruch und das Ende

 

Nazis im roten Mössingen

„Die erste Bresche in die kommunistische Hochburg ist gelegt“

„Nur weiter so ihr ‚Stürmer des dritten Reiches‘ und Heul!! Adolf!“

Antifaschistische Einheit


„Ich tät das noch mal machen“ – Der „Mössinger Aufstand“ gegen die Machtübergabe an den Nationalsozialismus

„Es war das Gerücht in Mössingen verbreitet, daß jetzt die Stunde gekommen sei“

Der Streikentschluss

Ein erster Erfolg

„Morgen sind wir die Herren“

„Ich arbeite bei der Firma Merz, nicht bei den Kommunisten“

Der Augenblick der Wahrheit

„Im Ort herrscht wieder Ruhe, nur die Polizei ist in reger Tätigkeit“

Solidarität

„Die Mitläufer können sich bei den Anführern bedanken“. Die Pressekampagne gegen die Streikteilnehmer
 
„Wenn's überall so gewesen wäre wie in Mössingen“. Vom Sinn einer Niederlage


Die roten Mössinger im braunen Reich

Das Ende des roten Mössingen 

„In gleichem Schritt und Tritt“

„Politisch nicht zuverlässig“ – Vom Widerstand im Nationalsozialismus


Genossinnen oder Gehilfinnen – Wo waren die Frauen?

„Morgens um sieben ist der Haushalt in Ordnung“. Frauen zwischen Fabrik- und Hausarbeit

„Ach, da war’s schön“

„Man hat keine Frauen wollen“

„Ich brauch' keinen Pfarrer zum Heiraten“ oder „Das ist mit den Frauen schwieriger“

Frauenpolitik der KPD: Die Kampagne gegen den § 218

„Und dann ist man gleich mitgelaufen“. Frauen beim Generalstreik

10 Jahre verfolgt. Frauen als Opfer?


Nachwort zur Erstauflage [1982]

Anmerkungen der Herausgeber zur Neuauflage
Quellen- und Literaturverzeichnis [1982]
Verzeichnis der Gesprächspartner/innen [1982]
Autorenverzeichnis

Ein Nachwort

Hermann Berner
Fast wäre auch hier nichts mehr gewesen. Das unabgeschlossene Erbe des Mössinger Generalstreiks


Anhang

Jürgen Wertheimer
Die „Blechtrommler“ von Mössingen. Zivilcourage einst und jetzt

Urteil des Landgerichts Tübingen 1954

Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart 1955

Abbildungsverzeichnis und Bildnachweise

Verlegerische Notiz (Irene Scherer, Welf Schröter)
Erinnerungen für die Verantwortung heute

Autorinnen und Autoren

 

„Der Auslöser des Interesses an den Mössinger Arbeitern war natürlich deren Aufstand gegen die Machtübergabe an die Nationalsozialisten, jener 31. Januar 1933, an dem Mössingen deutsche Geschichte geschrieben hat; und gewiss lag der zehnköpfigen Autorengruppe daran, dieser damals leider isoliert gebliebenen Protestaktion die ihr bis dahin vorenthaltene gebührende Erinnerung und Würdigung zuteil werden zu lassen. Aber wer das Buch aufschlägt, wird bald merken, dass es nicht als Heldenepos und nicht als Propagandaschrift angelegt ist, sondern als sozial- und kulturhistorische Investigation. Seine Leitfrage ist: Wie war es möglich, dass eine solche teilnehmerstarke, entschlossene, hellsichtige Aktion nicht in den Zentren der Arbeiterbewegung, nicht an der Spree, an der Elbe, am Rhein, sondern an der Steinlach in einem 4.000-Seelen-Dorf am Fuß der Schwäbischen Alb stattfand?“ (Bernd Jürgen Warneken)


„Warum es wichtig ist, Aktionen wie den Generalstreik im Gedächtnis zu behalten, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Bedeutsam für mich ist immer gewesen, dass es Widerstand gegen Hitler nicht nur in Offizierskreisen gab, sondern auch ‚einfache Leute‘ (ich will die Mössinger Generalstreikteilnehmer mal so nennen) Widerstand leisteten – und das zu einem frühen Zeitpunkt, als die Militärs noch ‚Hurra!‘ riefen, Widerstand jedoch noch viel Erfolg versprechender gewesen wäre als nur wenige Monate später. Ich denke zwar nicht, dass in unmittelbarer Zukunft in Deutschland ein neuer Faschismus droht – obwohl es nach wie vor ein gewisses Potenzial dafür gibt –, aber sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen und dafür auch auf die Straße zu gehen, war und ist nie verkehrt. Deshalb ist es für mich persönlich eine besondere Genugtuung, in einem Ort wie Mössingen zu wohnen, in dem Widerstand gegen ein Unrechtsregime geleistet wurde.“ (Hermann Berner)“