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reihe texte aus der geschichte - Band 3

André Sikojev (Hg.)

Nikolaj Berdijaev – Mensch und Technik
Von der Würde des Christentums und der Unwürde der Christen – Schriften zur Philosophie

1989, 248 Seiten, kt., 28,00 €
ISBN 978-3-89376-002-2 [ISBN 3-89376-002-4]

Nikolaj Alexandrovitsch Berdijaev, russischer Religionsphilosoph. Geb. am 19. März 1874 in Obuchovo. Gest. am 23. März 1948 in Clamart (bei Paris). Nikolaj Berdijaev beschäftigte sich in seinen Schriften mit den Spannungsverhältnissen zwischen Mensch und Technik, Christentum und sozialer Wirklichkeit sowie mit der „menschlichen Persönlichkeit“ und den „überpersönlichen Werten“. Für Jahrzehnte repräsentierte Berdijaev den Höhepunkt russischer Religionsphilosophie in Westeuropa. Seine Diagnosen, Analysen und Erkenntnisse galten als Worte eines freien Denkers.

Die in diesem Band versammelten Texte Berdijaevs verkörpern einen zentralen Aspekt in seinem Wirken: die Frage nach der sozialen Dynamik und der sozialen Gerechtigkeit in der menschlichen Geschichte.

„Der Mensch hat sich noch keineswegs der ‚neuen Natur‘ angeglichen, die durch die Technik und die Maschine erzeugt wird; er weiß auch nicht, ob er in der neuen elektrifizierten und radioaktiven Atmosphäre wird atmen, in der neuen metallenen Wirklichkeit ohne tierische Wärme wird existieren können. Wir vermögen die zerstörerischen Folgen noch gar nicht zu überschauen, die durch die technischen Erfindungen und Entdeckungen erzeugt werden und die den Menschen in seiner natürlichen Existenz bedrohen.“ (Nikolaj A. Berdijaev, 1948)

reihe texte aus der geschichte - Band 3
( Talheimer Verlag )

€ 28.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

 

Nikolaj Berdijaev

Der Mensch und die Technik

Christentum und soziale Wirklichkeit

Von der Würde des Christentums und der Unwürde der Christen

Die menschliche Persönlichkeit und die überpersönlichen Werte

 

Nachwort

André Sikojev
Nachwort

 

Verwendete Literatur

Namensregister

 

Aus dem Nachwort des Herausgebers:

 

„[…] Alle in diesem Band vorgestellten Texte Berdijaevs, ‚Der Mensch und die Technik‘ (Berlin 1949), ‚Christentum und soziale Wirklichkeit‘ (Luzern 1936), ‚Von der Würde des Christentums und der Unwürde der Christen‘ (Luzern 1936) sowie ‚Die menschliche Persönlichkeit und die überpersönlichen Werte‘ (Wien 1937) repräsentieren einen zentralen Aspekt in seinem [Berdijaevs] Wirken: die Frage nach der sozialen Dynamik und der sozialen Gerechtigkeit in der menschlichen Geschichte. […]

Die Menschheit steht am Scheideweg. Denn im selben Maß, wie die planetarischen (d.i. ökumenischen) Strukturen des 3. Jahrtausends offenbar werden und die sozialen und ökologischen Probleme der Völker zunehmen, steigt der Preis, den das Menschengeschlecht für eine laue und inkonsequente Bürgerlichkeit wird zahlen müssen. Der Fluch Christi über die Pharisäer und Schriftgelehrten gilt ebenso für den Typus des Bürgers. Und um so mehr wird die soziale und ökologische Aufgabe der Menschen ‚abseits des Geistigen und Religiösen unlösbar bleiben. Jenseits der christlichen Wiedergeburt, jenseits der geistigen Erneuerung der menschlichen Seelen und vor allem der Seelen der Arbeiter‘ würde ein ‚kommendes Reich des Sozialismus ein Reich der endgültigen Verbürgerlichung der Welt‘ bleiben. Denn ‚in ihm wird der Geist verfolgt, das Gewissen geleugnet, die Seele gemartert und der Mensch der Sklaverei und dem Frondienst preisgegeben‘ [Christentum und soziale Wirklichkeit]. Dabei gilt dies nicht nur für die mehr oder weniger blutig gescheiterten marxistisch-leninistischen Gesellschaftsmodelle, die selten über wie auch immer geartete Vernichtungs- und Unterdrückungsmechanismen hinausgelangt sind. Diese Kritik gilt nach Berdijaev ebenso grundlegend für die bürgerliche Gesellschaft west-europäischen oder amerikanischen Typs, die unter Kaschierung der inneren und äußeren Spannungen und Katastrophen zu überleben suchen. […]

Zeit seines Lebens kämpfte Berdijaev gegen die Götzen des Zeitgeistes um der christlichen Ideale willen. Er zieht das kommunistische System, sei es in der Sowjetunion oder anderswo, seiner antigeistlichen Grundlagen, seiner Paralysierung der menschlichen Persönlichkeit, seiner abstrusen ‚wissenschaftlichen‘ Ideologie und letztlich seiner Feindschaft gegenüber Gott und der Orthodoxie des christlichen Glaubens. Denn die Feindschaft gegenüber Gott führt zwangsläufig zur Feindschaft gegenüber dem Menschengeschlecht und droht schließlich mit dessen Vernichtung. Mit gleicher Kraft greift Berdijaev Wesen und Idee des Kapitalismus an, dessen Gegnerschaft zum Menschen über seine sozialen Ungerechtigkeiten hinaus in der Gleichgültigkeit gegenüber Gott und dem Schicksal der Einzelnen besteht. Beide Extreme haben im Laufe der Geschichte Bündnisse sowohl miteinander, als auch mit antigöttlichen und antimenschlichen Kräften geschlossen. Die stete Wiederbesinnung und Rückgewinnung der göttlichen und christlichen Quellen der Menschen – ist die vordringlichste aller existenziellen Aufgaben.  […]

Nikolaj A. Berdijaev hat als ein orthodoxer Russe und Philosoph von Weltrang als einer der ersten die Traditionen des ‚östlichen Christentums‘ (Hans Ehrenberg) nach Westeuropa getragen. Ihn als orthodoxen Theologen zu bezeichnen, hieße jedoch, ihn einer Beurteilung zu unterwerfen, die ihm nicht gerecht würde und die er selbst abgelehnt hatte. Denn viele seiner theologischen Aussagen würden die Prüfung vor der kirchlichen und patristischen Tradition der Orthodoxie nicht bestehen. Seine Berufung auf Jakob Boehme ließ ihn einen nahezu irrationalistischen Freiheitsbegriff formulieren, seine Anbindung an Kierkegaard oder Nietzsche haben ihn manches Mal auf nahezu dionysische oder synkretistische, wenn nicht gar häretische Bahnen geführt. Doch Verdienst und Stärke Berdijaevs in philosophisch-theologischer sowie gesellschaftskritischer Hinsicht liegen in seinem Nachweis begründet, daß die Defekte und Verfehlungen des Christentums nicht die ursächliche Wahrheit und Lebenskraft der Orthodoxie aufheben und das ‚Kreuz der Wirklichkeit‘ (Rosenstock-Huessy) selber auf Christus und seine Auferstehung verweist, in welchem alle Bereiche des Lebens und alle Erkenntnis derselben gründet sind. […]“

 

„Es ist ein Irrtum zu glauben, daß es leicht sei, nach den Geboten Christi zu leben, und es ist nicht weniger ein Irrtum, Christi Lehre zu verurteilen, weil sie von Christen nicht realisiert worden ist. Aber ein ebenso großer Irrtum ist die Meinung, es sei nicht notwendig, das Christentum in der ganzen Fülle des Lebens zu verwirklichen.“ (Nikolaj Berdijaev)