Inhaltsverzeichnis
Mathias Richter, Inka Thunecke
Vorwort
Politik und Lebensentwurf
Mathias Richter
Politik als Lebenspraxis.Die existenzphilosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie von André Gorz
Otto Kallscheuer
Endlichkeiten. Gespräch mit André Gorz über Leben, Denken und Geborensein
Die Politik der Theorie – Gorz und die Neuen Sozialen Bewegungen
Claus Leggewie
André Gorz – Ökologie und Freiheit. Auf der Suche nach einem nicht-kapitalistischen Ausweg aus der Wachstumsgesellschaft. Ein Interviewy
Wege ins Paradies I: Ökologie – Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Gesellschaft
Arno Münster
Zwischen Marx, Sartre und Illich. André Gorz als Vordenker und Erneuerer der politischen Ökologie
Pierre L. Ibisch
Ökologie und Politik. Die Wachstumskrise entfaltet sich weiterhin
Wege ins Paradies II: Arbeitszeit und Lebenszeit – Grundeinkommen und gesellschaftlich notwendige Arbeit
Klaus Dörre
Weniger arbeiten, besser leben! Zur Aktualität von André Gorz anderem Sozialismus
Adrienne Goehler
Nachhaltigkeit braucht Entschleunigung braucht Grundeinkommen
Wolfgang Schroeder
Neuausrichtung des Sozialstaates.Bedingungsloses Grundeinkommen im Kontext einer qualitativen Sozialstaatsdebatte
Wege ins Paradies III: Kapitalismus 2.0 – Netzökonomie und die veränderten Voraussetzungen von Demokratie und Autonomie
Andreas Poltermann
André Gorz konkrete Utopie der Wissensgesellschaft
Welf Schröter
Abschied vom alten Arbeitsbegriff? – Ein Zukunftsszenario? Gedanken zur digital-virtuellen Transformation der Arbeit und ihrer Folgen
Anhang
André Gorz
Zur Pathologie der LebensUNwelt
Ausgewählte Leseempfehlungen
Autorinnen und Autoren
Aus dem Vorwort
Die Zeiträume zwischen den ökonomischen Krisen werden kürzer, die ökologischen Bedrohungen nehmen zu, die Rhythmen der technologischen Innovationszyklen beschleunigen sich. Der Kapitalismus verändert sich in einem rasanten Tempo. Wohin geht die Reise? Wohin könnte sie gehen? Ist die Richtung vorgegeben oder birgt das vorhandene technologische, organisatorische und soziale Potenzial Alternativen?
Im Jahr 2007 starb der französische Sozialphilosoph André Gorz. So konsequent wie wohl kaum ein anderer Gesellschaftstheoretiker der Nachkriegsgeneration war Gorz auf der Suche nach den ökonomischen Voraussetzungen einer besseren Gesellschaft. Ganz in der Tradition von Marx verstand er Gesellschaftsanalyse und Gesellschaftskritik als Vorbedingung, um sich die historischen Möglichkeiten einer sozialen Welt zu erschließen, in der die Beziehungen der Menschen frei von kapitalistischen Verwertungszwängen und Subjektivierungsimperativen zu denken wären.
Gorz hat diesen Anspruch, wie sein Lehrer Sartre, immer zugleich als individuell-lebenspraktisches wie politisch-gesellschaftliches Projekt verstanden und war dafür bereit, theoretische Tabus zu brechen. Gorz verabschiedete sich schon früh von der marxistischen Geschichtsmetaphysik und dem Glauben an die historische Mission des Proletariats. Er war einer der ersten, der in den 1970er-Jahren das Umweltthema in die Gesellschaftstheorie integrierte und wurde so zeitweise zum Vordenker der Ökologiebewegung. Er forderte früher als viele andere eine radikale Reduzierung der Arbeitszeit und ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger, weil der Kapitalismus genügend Reichtum produziert, um jedem ein Leben in Würde zu gewähren. Kurz vor seinem Tod begann Gorz die technologischen Grundlagen einer demokratischen Netzgesellschaft zu thematisierten und deren Chancen für die individuelle Autonomie auszuloten. Sein ganzes Leben lang hat André Gorz immer wieder aufs Neue versuchte, die Dynamik gesellschaftlicher Prozesse der Gegenwart zu analysieren, um ihr utopisch-kritisches Potenzial zu entschlüsseln.
[...]
Alle drei Blöcke sind so aufgebaut, dass ihnen jeweils ein Beitrag vorangestellt ist, der die Analysen und Vorschläge von Gorz zum jeweiligen Thema vorstellt und diskutiert. Danach folgt eine kritische Auseinandersetzung mit Blick auf die gegenwärtigen ökologischen, sozio-ökonomischen und technologischen Voraussetzungen der Funktionsweise eines globalen Kapitalismus.
Wohin treiben die kapitalistischen Gesellschaften? Und welche Alternativen könnte es geben? Das Anliegen des vorliegenden Bandes ist es, mit dem theoretischen Rüstzeug von André Gorz im Gepäck den Versuch zu unternehmen, zur Diskussion dieser großen Fragen ein paar kritische Ansätze und vorsichtige Hinweise beizusteuern.
Mathias Richter & Inka Thunecke