Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Mehmet Okyayuz
„Arabischer Frühling“. Aufbruch ‚von unten‘ oder ‚Demokratie-Export der Freien Welt‘?
Achim Bühl
Der antimuslimische Rassismus
Wolfgang Beutin
Johannes Tralows „Osmanische Tetralogie“. Geschichtsdichtung höchsten Ranges
Johann Dvorák
Orhan Pamuk und die (politische) Kultur der Moderne. Am Beispiel seines essayistischen Werks
Claudia Wörmann-Adam
„Manche Menschen wissen die Namen aller Sterne … ich die der Sehnsüchte.“ Der türkische Dichter Nâzim Hikmet
Grazyna Barbara Szewczyk
Schwedische Orientbilder in den Reisebüchern Fredrika Bremers und Selma Lagerlöfs
Imre Török
Von der Harems-Prinzessin zur Frauenrechtlerin. Das abenteuerliche Leben der Djavidan Hanum
Heinrich Bleicher-Nagelsmann
„… nach außen gebrachter Traum der unterdrückten Kreatur.“ Die frühen Orientromane Karl Mays
Jost Hermand
Die jüdische Komponente. Arnold Zweig und der Orient
Heidi Beutin
Zuflucht vor Intoleranz und Verfolgung. Westeuropäische Exilanten in der Türkei in fünf Jahrhunderten
Gerhard Wagner
Im Zug der Zeit. Welt-, Literatur- und Filmgeschichtliches rund um den ‚Orient-Expreß‘ (1883 bis 1945)
Nachwort
Autorinnen und Autoren
Aus dem Vorwort:
„‚Ich sehe durchaus Ansätze für ein ‚Umdenken‘, oder ein ‚neues Denken‘ einschließlich konkreter politischer und gesellschaftlicher Reformen. Wenn man diese Ansätze auf die günstigste und effektivste Art behindern oder zunichte machen möchte […], dann sind das nun einmal keine guten Voraussetzungen für die islamischen Gesellschaften und ihre Theologien, sich selbst infrage zu stellen, die eigene Kultur zu kritisieren und neu zu denken‘, erklärte der Ernst-Bloch-Preisträger Navid Kermani in einem Interview zu seinem Buch ‚Der schöne neue Orient‘ anlässlich des Irak-Krieges. Was der Islamwissenschaftler seinerzeit feststellte, hat auch heute noch Gültigkeit für das Verhältnis von Orient und Okzident. Was er damals bezüglich der Reformen feststellte, erscheint im Nachhinein wie der Vorschein auf das, was man später den ‚Arabischen Frühling‘ genannt hat. […]
Der Dichter des West-östlichen Divans, Johann Wolfgang von Goethe, kannte die mehrhundertjährige Geschichte der Beziehungen beider Welten. Seiner Ansicht nach würde eine göttliche Instanz beide gleichermaßen lieb haben: ‚Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!‘ Wie anders erleben wir die deutsche Gegenwart?! Vorurteile, Ressentiments gegenüber als fremd erlebten Ansichten, Lebensweisen und religiösen Anschauungen sind leider alltägliche Erfahrungen. Wem ist heute noch bewusst, dass beispielsweise die Türkei fünfhundert Jahre lang ein ‚Einwanderungsland‘ für Europäer war, die vom Tode bedroht waren: unterdrückte Bauern, geächtete Protestanten, und Juden, sowie politisch Verfolgte. Angeblich ‚westliche‘ Werte wie Toleranz haben ihren Ursprung im Orient, was schon Goethe und Lessing wussten. Auch weitere bedeutende Einflüsse auf die westliche Zivilisation sind im Orient zu verorten. […]
Wir wollen einen Beitrag leisten zum Verständnis verschiedener kultureller Identitäten, aber auch für das fruchtbare Miteinander, das das Leben und Denken zwischen Orient und Okzident hervorgebracht hat. Gerade wir als Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen setzen uns für einen Prozess ein, in dem die verschiedenen kulturellen Eigenarten nicht nur akzeptiert und toleriert, sondern als Bereicherung für die Weiterentwicklung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens angesehen werden.“