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sammlung kritisches wissen - Band 95stimmstein 3 - Jahrbuch der Eugen-Rosenstock-Huessy-Gesellschaft

sammlung kritisches wissen - Band 96

Reinhard Brunner, Martin Böhler (Hg.)

Unterwegs zum Menschen

Beiträge zur philosophischen Anthropologie Helmut Fahrenbachs

2022, 256 Seiten, 34,00 €
ISBN 978-3-89376-199-9

Anlässlich des Erscheinens der Werkausgabe des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach haben Freunde sowie Schülerinnen und Schüler Beiträge zur kritischen Würdigung verfasst. Über mehrere Jahre hinweg stellte Helmut Fahrenbach sein Gesamtwerk in systematischer Absicht zusammen. Entstanden ist ein zwölfbändiges Werk – ‚Talheimer Ausgabe‘ – in dessen Zentrum die beiden Bände ‚Philosophische Anthropologie‘ stehen. Angesichts der Ausrufung des ‚posthumanistischen‘ Zeitalters ist dies eine zwar nicht intendierte, aber auch nicht zufällige Entgegnung.

Anthropologie ist nach Fahrenbach keine Teildisziplin neben Ontologie, Erkenntnistheorie usw., sondern sie reflektiert die grundlegende und zentrale Thematik der Philosophie überhaupt, der es um die ‚Selbst- und Seinserkenntnis‘ des Menschen geht. Dem entsprechend weit ist das Feld, in dem Fahrenbach seine Thesen und Bezüge absteckt: Existenzphilosophie von Kierkegaard bis Jaspers, Kritische Gesellschaftstheorie von Marx, Bloch, Sartre, Plessner, Lefebvre, Marcuse und Habermas, Sprachphilosophie von Herder und Humboldt bis Wittgenstein und Ricœur, Anthropologie von Gehlen bis Günter Dux, Moralphilosophie und Ethik von Kant bis Küng..
 

Dieser Band enthält Ausarbeitungen zum philosophischen Denken Helmut Fahrenbachs von Martin Böhler, Reinhard Brunner, Günter Dux, Walter Erhart, Hanna Gekle, Dieter Henrich, Dorothee Kimmich, Ulrich Müller-Schöll, Mathias Richter, Christof Schilling, Barbara Smitmans-Vajda sowie Irene Scherer und Welf Schröter.

sammlung kritisches wissen - Band 96
( Talheimer Verlag )

€ 34.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis


Reinhard Brunner, Martin Böhler
Unterwegs zum Menschen. Beiträge zur philosophischen Anthropologie Helmut Fahrenbachs – Vorwort

Irene Scherer, Welf Schröter
Auf dem Weg zu Helmut Fahrenbachs zwölfbändiger philosophischer Werkausgabe. Erinnerungen aus verlegerischer Perspektive

Martin Böhler
Zur philosophischen Systematik der Werkausgabe von Helmut Fahrenbach

Dieter Henrich
Die erste Begegnung

Hanna Gekle
Im Bernstein der Zeit – Über das Trauma der Vernunft

Günter Dux
Wie der Geist in die Welt kam

Reinhard Brunner
Bild und Wirklichkeit. Zur anthropologischen Relevanz propositionalen Verstehens

Walter Erhart
„Rätselfragen der Existenz“ – Notizen zum anthropologischen Bezugsrahmen der Geisteswissenschaften

Mathias Richter
Verstehendes In-der-Welt-sein. Fahrenbach und Sartre: die existenzphilosophische Erweiterung der philosophischen Anthropologie und die Grenzen ihres Geltungsanspruchs für eine kritische Gesellschaftstheorie

Ulrich Müller-Schöl
Zum Verhältnis von „metaphilosophischer Praxis“ und einer „Kritik des Alltagslebens“ bei Henri Lefebvre

Martin Böhler
Marcuse reloaded. Anmerkungen zum unausgetragenen Konflikt zwischen Marcuse und Habermas im Werk von Helmut Fahrenbach

Christof Schilling
Vom Praktischwerden der Philosophie in Bildungsprozessen. Überlegungen zur Moralpädagogik im Ethikunterricht

Barbara Smitmans-Vajda
Zukunft? Hoffnung? Ou-topie oder Dis-topie? Vor- und Nachgedanken zu Helmut Fahrenbachs Buch „Wesen und Sinn der Hoffnung“

Dorothee Kimmich
„Es ist gut, auch fabelnd zu denken“ – Ernst Bloch und der Rücken der Dinge

Angaben zu den Autorinnen und Autoren

 

Vorwort


Dieser Band entstand auf Anregung des Talheimer Verlags anlässlich der in diesem Jahr abgeschlossenen Werkausgabe von Helmut Fahrenbach, noch einmal alle aus seinem Freundes- und ehemaligen Schülerkreis, die nach wie vor an seinem Denken interessiert sind, zusammenzutrommeln und zu einer Stellungnahme zu seinen Schriften aufzufordern. Ziel war es, diesen Band Helmut Fahrenbach zu seinem 94. Geburtstag überreichen zu können.

Obwohl alle Angefragten sich gerne beteiligt hätten, hatten doch nicht alle die Kraft und die Zeit, der Aufforderung nachzukommen. Aber es haben sich doch einige der nicht einfachen Aufgabe gestellt, sich in der Distanz, manchmal von Jahrzehnten, noch einmal mit den Schriften Fahrenbachs zu befassen und darüber zu schreiben, was sie heute angesichts der kompakten Werkausgabe zum Entwurf der philosophischen Anthropologie Fahrenbachs denken.

Dieser hat sich, trotz seines hohen Alters, mit ungeheuerlicher Energie in den letzten Jahren dazu aufgemacht, sein Gesamtwerk in systematischer Absicht zusammenzustellen, zu verändern, strukturell wichtige Übergänge klarzustellen, umzuschreiben oder gar neu zu schreiben. Herausgekommen ist ein zwölfbändiges Werk, dessen Zentrum die beiden Bände ‚Philosophische Anthropologie‘ darstellen. Angesichts der Ausrufung des ‚posthumanistischen‘ Zeitalters ist dies eine zwar nicht intendierte, aber auch nicht zufällige Entgegnung.

Anthropologie ist nach Fahrenbach keine Teildisziplin neben Ontologie, Erkenntnistheorie usw., sondern sie reflektiert die grundlegende und zentrale Thematik der Philosophie überhaupt, der es um die ‚Selbst- und Seinserkenntnis‘ des Menschen geht, – kurz – es geht, wie sein Freund Ernst Tugendhat formuliert, um eine ‚prima philosophia‘, die anstelle der Metaphysik nun das Zentrum der Philosophie bildet. Dem entsprechend weit ist das Feld, in dem Fahrenbach seine Thesen und Bezüge absteckt: Existenzphilosophie von Kierkegaard bis Jaspers, Kritische Gesellschaftstheorie von Marx bis Habermas, Sprach¬philosophie von Herder und Humboldt bis Wittgenstein und Ricœur, Anthropologie von Gehlen bis Günter Dux, Moralphilosophie und Ethik von Kant bis Küng.

Stupend gelehrt sind seine Studien, insbesondere die Fähigkeit, trotz aller Vorsicht und Absicherung die Querverweise und strukturellen Bezüge dieser Denkstränge zusammenzuführen und somit einen Stand der anthropologischen Reflexion zu erreichen, der einzigartig ist.

Unsere Beiträge beginnen mit den Stimmen von Irene Scherer und Welf Schröter, die aus Sicht des Verlags über die Entstehung der Werkausgabe berichten. Daran schließt sich eine systematische Einleitung von Martin Böhler an.

Es folgen zwei biographisch bezogene Essays: Ein ebenso kurzes wie prägnantes Blitzlicht der intellektuellen Beziehung Helmut Fahrenbachs zu seinem Freund Dieter Henrich. Hannah Gekle, ehemals ‚Schülerin‘ von Fahrenbach, beschreibt eine philosophisch-politisch-psychoanalytische Beziehungsgeschichte mit einer interessanten Schlussthese.

Einer gewissen Kantischen Systematik gemäß, orientiert an seinen Grundfragen, ordnen sich anschließend die Beiträge von Günter Dux, Reinhard Brunner, Walter Erhart ein, die zu Fragen und Problemen der systematischen Grundlegung der Anthropologie Stellung nehmen.

Mathias Richter, Ulrich Müller-Schöll, Martin Böhler und Christof Schilling widmen sich Fragen aus dem Bereich der Praxis und der kritischen Gesellschaftstheorie, die an Fahrenbachs Anthropologie anschließen.

Barbara Smitmanns konfrontiert Fahrenbach und Bloch mit der Alternative von Utopie oder Distopie. Dorothee Kimmichs Beitrag kreist um Themen, die Fahrenbach mit Bloch verbinden, der existenziell-anthropologischen Relevanz einer literarischen ‚Spuren‘-Suche nach utopischen Momenten, die bei den kleinen alltäglichen Dingen anfängt.

Zu danken ist in erster Linie Helmut Fahrenbach selbst, der uns das Philosophieren und Lesen philosophischer Texte gelehrt hat und dessen philosophische, politische und persönliche Integrität unzweifel- und vorbildhaft ist. Dies mag altmodisch und aus der Zeit gefallen klingen, jedoch gesellt sich zur intellektuellen Authentizität Fahrenbachs sein auch im hohen Alter erhaltener distanzierender Humor.

Zu danken ist auch Welf Schröter und Irene Scherer, die durch erhöhten Druck auf uns, die Autorinnen und Autoren, für die rechtzeitige Fertigstellung des Bands gesorgt haben.


Tübingen im September 2022
Reinhard Brunner und Martin Böhler

 

Auszug aus dem Beitrag von Martin Böhler zum Thema „Zur philosophischen Systematik der Werkausgabe von Helmut Fahrenbach“


[…] Dem Entwurf einer zeitgenössischen Philosophischen Anthropologie, die zumindest Hinweise auf eine theoretisch und praktisch zureichende Antwort auf das Problem, das der Mensch für sich selbst ist, geben kann, hat Helmut Fahrenbach unermüdlich seine nun mehr als sieben Jahrzehnte dauernde philosophische Forschung gewidmet. Den Problemen, die sich ihm dabei stellten, ist er in einer Vielzahl von akribisch ausgearbeiteten philosophischen Aufsätzen so intensiv nachgegangen, dass er jetzt die Summe seines Schaffens in einer nun auf zwölf Bände angewachsenen Werkausgabe vorlegen kann, in der er seine Texte thematisch zusammengestellt und zu einzelnen Bänden zusammengefasst hat. Fahrenbachs Aufsätze waren bis dato zeitlich und editorisch weit gestreut und dadurch heute für viele nicht mehr leicht auffindbar, was einer angemessenen Rezeption im Wege stand. Durch ihre konzentrierte Zusammenstellung wird nun ihr systematischer Zusammenhang ersichtlich und ihre philosophische Bedeutung betont, die Fahrenbach mit seinen prominenteren philosophischen Freunden und Zeitgenossen – Dieter Henrich, Ernst Tugendhat und Jürgen Habermas – auf Augenhöhe zeigt. […]