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Latenz - Journal 4|2019

Latenz – Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur

Der Künstliche Mensch?

Menschenbilder im 21. Jahrhundert

Ausgabe 04|2019. Hrsg. von Irene Scherer und Welf Schröter. Redaktion: Dr. Dr. Matthias Mayer, Dr. Mathias Richter, Inka Thunecke, Irene Scherer und Welf Schröter

Mit Beiträgen von Roland Beer, Stefan Behrens, Ulrike Behrens, Johanna Di Blasi, Helmut Fahrenbach, Alexander Kluge, Claudia Lenz, Michael Lenz, Matthias Mayer, Michael Morgner, Heiko Müller, Ingo Müller, Mathias Richter, Irene Scherer, Annette Schlemm, Lothar Schröder, Welf Schröter, Kurt Seifert, Stefan Selke, Barbara Smitmans-Vajda, Bernd Stickelmann, György Széll, Mihály Vajda

Mössingen-Talheim 2019, 264 Seiten, 34,00 € (im Abonnement 26,00 € zzgl. Porto)
ISBN 978-3-89376-185-2

Ist die Frage nach einem ethischen Menschenbild ein überholter Romantizismus oder eine soziale Notwendigkeit der Aufklärung für den Zusammenhalt von Gesellschaften? Was sind die zukunftsweisenden Erbschaften einer Jahrhunderte übergreifenden Diskussion um das Bild des Menschen? Worauf basiert ein solidarisches Menschenbild? Welches Menschenbild transportieren die Bürger- und Menschenrechte? Wie lässt sich vermeiden, dass einseitig gesetzte und in Technik implementierte Profile von digitalen Figuren den demokratischen Regeln und Rechten der Vielfalt, der Integration und Inklusion zuwiderlaufen? Welche Konsequenzen haben die aktuellen technischen wie gesellschaftlichen Transformationsprozesse für eine philosophische Anthropologie?

Latenz - Journal 4|2019
( Talheimer Verlag )

€ 34.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

 

Der künstliche Mensch? – Menschenbilder im 21. Jahrhundert. Editorial
Von Irene Scherer und Welf Schröter

 

I. Der künstliche Mensch? – Menschenbilder im 21. Jahrhundert

 

Homo Narrans im Zeitalter von Big Data und KI. Zum Verlust biografischer Imaginationsfähigkeit im Delirium der Rationalität
Von Stefan Selke

Philosophische Anthropologie. Die anthropologische Frage in der Philosophie Ernst Blochs
Von Helmut Fahrenbach

Das Leben künstlich oder menschlich machen?
Von Annette Schlemm

Menschenbilder, Visionen, Normen. Orientierungen für „Gute Arbeit mit KI“
Von Lothar Schröder

Die zwei Krisen der Verfassungsrechtsprechung
Von Ingo Müller

Vermummte Aufklärung. Gedichte
Von Bernd Stickelmann

Achtung vor Robotern. Über die soziale Intelligenz der Maschinen und Goethes Homunculus, der klüger ist als der Mensch
Interview von Johanna Di Blasi mit Alexander Kluge

Was fehlt? Transhumanismus als Anti-Utopie
Von Kurt Seifert

Auf dem Weg zum „mitbestimmten Algorithmus“. Warum der Begriff „KI“ nicht als „künstliche“ sondern nur als „kleine“ oder „keine Intelligenz“ ausgeschrieben werden sollte. Eine kleine nachdenkliche Polemik
Von Welf Schröter

Homo sapiens demens
Von György Széll

 

II. Philosophie und Gesellschaft

 

Erinnerungen an Ágnes Heller
Von Mihály Vajda, Barbara Smitmans-Vajda

„Dialektische Umwege“ – Neue Quellen und Forschungen zu Ernst Blochs „Leipziger Vorlesungen“
Von Matthias Mayer

Historische Ontologie der Gegenwart. Foucaults Kritikbegriff und seine politischen Implikationen. Helmut Fahrenbach zum 90. Geburtstag
Von Mathias Richter

 

III. Kultur, Ästhetik, Lebenswelt

 

Codex Morgner. 14 Stationen des Seins – ein Kreuzweg des 20. Jahrhunderts
Von Michael Morgner, Stefan Behrens, Ulrike Behrens

Annäherung an die Architektin Karola Bloch — Ein Werkstattbericht
Von Roland Beer, Claudia Lenz, Michael Lenz, Heiko Müller

 

Autorinnen und Autoren

 

Latenz im Abonnement

 

 

Der künstliche Mensch? – Menschenbilder im 21. Jahrhundert
Editorial

 

Seit mehr als 200 Jahren befasst sich die Technikentwicklung mit der Frage, ob es gelingen kann, Tiere und Menschen künstlich nachzubauen. Dabei steht zu Beginn die Absicht, Lebewesen naturgetreu technisch abzubilden. Doch schon zwischen den Weltkriegen ändert sich die Sichtweise: nun orientiert sich die Nachbildung eher am Rückgriff auf den Anblick des mittelalterlichen Golem. In der Mitte des 20. Jahrhunderts verschmilzt mit der englischen Diskussion um „Artificial Intelligence“ der Wunsch der Nachbildung des Homo Sapiens mit dem Anspruch, das vermeintlich technisch-„intelligente“ Wesen möge mit einer „Superintelligenz“ den Menschen überflügeln. Manche Informatiker_innen-Teams träumen schon von der Unsterblichkeit menschlicher Gehirne in flexiblen technischen Gehäusen.

Mit den Entwicklungen neuer technischer Potenziale der Digitalisierung, der Virtualisierung und der Neurobiologisierung erfahren solche Träume aktuell Rückenwind. Sogenannte „Intelligenz“ soll in die Maschine kommen. Geräte sollen „lernen“ und „denken“ können und „Bewusstsein besitzen“. Die technische Wirklichkeit ist von diesen Perspektiven weit entfernt, obwohl die Roboterindustrie uns durch geschicktes Marketing glauben lassen will, der reflexionsfähige Android sei bald auslieferbar. Der unscharfe und verbogene Begriff der „Künstlichen Intelligenz“ will den Anspruch artikulieren, diese Technik löse die Probleme des Menschen und der Menschheit.

Unabhängig vom tatsächlichen technischen Evolutionsprofil wollen wir nicht primär nach technischen Visionen und ihren Umsetzbarkeiten fragen. Wir fragen nicht in erster Linie nach dem Stand der digitalen Transformationen von Arbeit und Leben. Wir fragen nach dem sich wandelnden Menschenbild hinter diesen Szenarien. Der Begriff „Mensch“ unterliegt schon immer einem historischen Wandel. Von der Antike bis in die Gegenwart gab es unterschiedliche Vorstellungen, welcher Stellenwert dem Menschen zukommt, wer als Mensch gilt und was sein Wesen ausmacht.

Maschinen besitzen keine Ethik und keine Moral. Eine Revision ethischer Dispositionen in Richtung auf eine sogenannte „Maschinenethik“ oder „Maschinenmoral“ stellt nicht nur eine unzulängliche Umwertung technischer Potenziale dar, eine solche Revision führt vor allem zu einer Dekonstruktion des Humanum selbst. Es bedarf dagegen einer Schärfung ethischer Prinzipien in diesem Kontext.>/p>

Ist die Frage nach einem ethischen Menschenbild ein überholter Romantizismus oder eine soziale Notwendigkeit der Aufklärung für den Zusammenhalt von Gesellschaften? Was sind die zukunftsweisenden Erbschaften einer Jahrhunderte übergreifenden Diskussion um das Bild des Menschen? Worauf basiert ein solidarisches Menschenbild? Welches Menschenbild transportieren die Bürger- und Menschenrechte? Wie lässt sich vermeiden, dass einseitig gesetzte und in Technik implementierte Profile von digitalen Figuren den demokratischen Regeln und Rechten der Vielfalt, der Integration und Inklusion zuwiderlaufen? Welche Konsequenzen haben die aktuellen technischen wie gesellschaftlichen Transformationsprozesse für eine philosophische Anthropologie?

Welches Menschsein haben wir vor Augen, wenn wir von der neuzeitlichen „Handlungsträgerschaft Mensch“ zur „Handlungsträgerschaft technischer Systeme“ übergehen? Auf welches ethische, moralische, humane, soziale, politische und rechtliche Miteinander gehen wir zu, wenn automatische Systeme nicht nur Entscheidungen über Sachen sondern auch über Menschen treffen? Wie beeinflusst die Technikentwicklung den sozialen Handlungsbegriff? Wie sollten Kernpunkte einer emanzipatorischen Gesellschaftsstrategie formuliert sein, damit Ethik Technik dominieren kann und nicht umgekehrt?

Nicht zu allen Fragen haben wir ausreichende Antworten gefunden. Die Autorinnen und Autoren der vierten Ausgabe der „Latenz“ äußern sich in unserem Themenschwerpunkt aus unterschiedlichen Perspektiven. Dem Humanum verpflichtet, widersprüchlich, irritierend, plural, parteilich, aufklärerisch.

Für das „Recht auf Irrationalität“ angesichts der „zunehmenden Unbewohnbarkeit von Fiktionen“ spricht sich der Soziologe Stefan Selke aus. In Hinblick auf Big Data und die Verschiebung des Humanum durch erweiterte Digitalisierungen plädiert der Autor für die „selbstbestimmte Erzählbarkeit“: „Potenziell lückenlose Datensammlungen gehen mit der Gefahr einher, die Hoheit über unsere Erinnerung und die selbstbestimmte Erzählbarkeit des Lebens zu verlieren – und damit eine der Grundlagen für Menschenwürde.“

Der Tübinger Philosoph Helmut Fahrenbach geht der anthropologischen Frage im Denken von Ernst Bloch nach. Fahrenbach verknüpft den Menschen mit der Möglichkeit der Wandlung und dem Potenzial des „antizipierenden Bewusstseins“: „Auf der Ebene der geschichtlich-gesellschaftlichen Praxis fasst Bloch – in seiner Interpretation der Marx’schen Feuerbachthesen – die wesentliche Bedeutung des anthropologischen Faktors – in der Korrelation von Mensch, gesellschaftlich-geschichtlicher Lebenswelt und Praxis – als „archimedischen Punkt“, d.h. theoretischen „Schlüssel“ und praktischen „Hebel“ der Weltveränderung.

Unter dem Titel „Das Leben künstlich oder menschlich machen?“ übt Annette Schlemm philosophische Kritik an den Denkgebäuden des Transhumanismus. Sie verteidigt die zivilgesellschaftliche Vielfalt gegen technikgläubigen Reduktionismus: „Das, was einen Menschen ausmacht, kann deshalb nicht bloß in seiner körperlichen Verfassung gefunden werden, auch nicht bloß in der Arbeitsweise seines Gehirns. Körperliche und geistige individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten sind nicht trennbar von den gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen die Individuen leben und wirken.“

Mit seinem Beitrag „Menschenbilder, Visionen, Normen: Orientierungen für ‚Gute Arbeit mit KI‘“ greift der Gewerkschafter Lothar Schröder in die Kontroverse um die „Künstliche Intelligenz“ ein. Aus arbeitsweltlicher Perspektive ermutigt er zur Weiterentwicklung der Humanisierung der Arbeit durch die Selbstbestimmung des Menschen: „Den Menschen als digitale Maschine zu deuten und ihn entsprechend programmierten, ‚lernenden‘ Systemen auszusetzen oder gar unterzuordnen, muss zwangsläufig zu inhumanen und inakzeptablen Resultaten führen.“

In brillanter Schärfe zeigt uns der Jurist Ingo Müller die Relevanz der Grundrechte auf und, „dass im Zentrum unserer Werteordnung die Grundrechte stehen, nicht Staat oder Kirche, sondern der Mensch“. Anlässlich der siebzig Jahre Grundgesetz hebt der Autor auf „Die zwei Krisen der Verfassungsrechtsprechung“ ab. Anhand einer Mehrzahl von Beispielen lässt er erkennen, wie die Rechtsprechung die demokratischen Rechte und das darin erkennbare Menschenbild nach widersprüchlichen Wendungen letztlich endlich stabilisierte.

Bernd Stickelmann nähert sich dem Schwerpunktthema auf seine Weise: Er hat sich vor dem Wort „Künstliche Intelligenz“ zurückgelehnt und über „Am Anfang ist / war das Wort“ gleichsam als Zugang zur Menschwerdung in Gedichten nachgedacht. Gedanken, die sich einer „Künstlichen Intelligenz“ entgegen stellen. In einem seiner Gedichte wirft er die Frage nach dem Verhältnis von Aufklärung und „Künstlicher Intelligenz“ auf. Auch geprüfte Hoffnung fehlt dem Autor nicht: „Wenn der Mensch dem Wandel unterworfen ist, wird er sich an Worte klammern, seine Welt mit diesen auszudrücken versuchen, um damit auf deren Gestaltung Einfluss zu nehmen.“

In einem Interview von Johanna Di Blasi kommt der Filmemacher Alexander Kluge zu Wort. Mit seiner Formel von der „Achtung vor Robotern“ setzt er sich mit der „sozialen Intelligenz der Maschinen und Goethes Homunculus, der klüger ist als der Mensch“ auseinander: „Wenn wir vor den Dingen Achtung haben, auch vor den Computern und Robotern, dann tun wir gut daran. Die werden irgendeinmal, wenn wir weitermachen mit ihnen, Menschenrechte verlangen. Und dann muss man sie Ihnen auch geben.“

Aus der Schweiz meldet sich Kurt Seifert mit einem philosophisch-politischen Text zu Wort: „Was fehlt? Transhumanismus als Anti-Utopie“. Mit der Widersprüchlichkeit und der historischen Belastetheit des Terminus „Der neue Mensch“ verknüpft der Autor frühe Diskussionen im Russland der zwanziger Jahre mit späteren autoritären Terrorformen Stalins und Mao Tse Tungs. Er wendet sich gegen die „Selbsterlösung des Menschen“ durch den Transhumanismus. Seifert warnt vor dem Bild des Menschen als „Informationsmaschine“: „Der Transhumanismus macht noch etwas anderes deutlich: den Verlust an humanen Utopien, […].“

Gegen eine einseitige Aufhübschung der Debatte um die sogenannten „Künstliche Intelligenz“ nimmt Welf Schröter in seiner pointierten nachdenklichen Polemik „Warum der Begriff ‚KI‘ nicht als ‚künstliche‘ sondern nur als ‚kleine‘ oder ‚keine Intelligenz‘ ausgeschrieben werden sollte“ aus gestaltungsspezifischer Sicht Stellung. Nicht der reduzierte „Intelligenz“-Begriff hat eine belastbare Perspektive sondern die mathematisierten Systeme der „Assistenztechnik“. Diese aber „denken“ oder „lernen“ nicht. Sie erbringen nur sehr gute mathematisch begründete Vorabschätzungen. Das Problem sitzt vor dem Bildschirm.

Anknüpfend an den Schwerpunkt dieser Ausgabe der Latenz „Der künstliche Mensch? – Menschenbilder im 21. Jahrhundert“ hat sich György Széll auf den Weg gemacht, eine umfangreiche, wertende Sammelrezension zu „KI“-Publikationen zu erstellen. Unter dem Titel „Homo sapiens demens“ bewegt er sich durch die Literatur. Sein Fazit: „Und der Ausgangspunkt jeglichen weiteren Fortschritts – nicht nur technisch, sondern insbesondere gesellschaftlich – ist die Aufklärung, die nach Immanuel Kant bekanntlich die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit bedeutet. Diese kann keine Künstliche Intelligenz bewerkstelligen.“

Mitten hinein in die Arbeit an der neuen „Latenz“ traf uns die Nachricht vom Tode Ágnes Hellers. Sie schrieb in der ersten Ausgabe der „Latenz“ 1/2016 über „Kosmopolitismus als Philosophie, als Zuflucht und Schicksal“. Für die Rubrik „Philosophie und Gesellschaft“ in der jetzigen „Latenz“ verfassten die engen Freunde Hellers, Mihály Vajda und Barbara Smitmans-Vajda, einen zweiteiligen sehr persönlichen und zugleich politischen Nachruf auf die Philosophin: „Erinnerungen an Ágnes Heller“. Mihály Vajda beendet seine Erinnerungen mit den Sätzen: „Jetzt, nach ihrem Tod, bin ich noch der einzige von der ‚Budapester Schule‘. Die zwölf gemeinsamen Jahre waren eine der schönsten Zeiten in meinem Leben.“

Der zweite Beitrag in „Philosophie und Gesellschaft“ entstammt der wissenschaftlichen Präzision von Matthias Mayer. In detaillierter Feinarbeit analysiert und belegt er „‚Dialektische Umwege‘ – Neue Quellen und Forschungen zu Ernst Blochs ‚Leipziger Vorlesungen‘“. Er schließt mit Verweis auf Günther Rudolph damit einige Lücken wie Ungenauigkeiten der Forschung bezüglich Ernst Blochs „Leipziger Vorlesungen“: „Einen wichtigen Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Leipziger Vorlesungen leisten zwei erhaltene Briefe Blochs an Ruth Römer. Im ersten bittet er sie um ihre redaktionelle Mitarbeit. Der zweite attestiert uns einen gelungenen Einblick in die Praxis jener editorischen Zusammenarbeit von Lehrer und Schülerin.“

Auf Einladung des Talheimer Verlages fand im Dezember 2018 anlässlich des neunzigsten Geburtstages des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach ein Kolloquium in einem Sitzungssaal der Alten Universitätsbibliothek der Universität Tübingen statt. Dabei hielt Mathias Richter, Mitglied der Redaktion der „Latenz“, den hier nun wiedergegebenen Vortrag „Historische Ontologie der Gegenwart. Foucaults Kritikbegriff und seine politischen Implikationen. Helmut Fahrenbach zum 90. Geburtstag.“

Die „Latenz“-Rubrik „Kultur, Ästhetik, Lebenswelt“ wird vom Bilderzyklus „Codex Morgner. 14 Stationen des Seins – ein Kreuzweg des 20. Jahrhunderts“ eröffnet. Die 14 Bilder entstanden in den Jahren 2008 bis 2016. Der Zyklus ist bis zum 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa, auf Reisen durch mehr als 20 europäische Länder und Israel. Die Meditation „Codex Morgner“ ist ein europäisches Projekt, das zu Verständigung und Toleranz, Integration und Solidarität aufruft und mahnt, die Erinnerung wach zu halten.

Gemeinsam haben Roland Beer, Claudia Lenz, Michael Lenz und Heiko Müller den Werkstattbericht „Annäherung an die Architektin Karola Bloch“ verfasst: „Hauptziel unserer Forschung zu Karola Bloch ist die Rekonstruktion ihres ‚Architektinnenlebens‘.“ Ein Schwerpunkt der Recherche „liegt auf Karola Blochs Schaffen in ihrer Leipziger Zeit, wo sie einige Jahre als Mitarbeiterin der Deutschen Bauakademie in Berlin die architektonischen Entwicklungen in der DDR mitgestaltet hat.“

Das Herausgeber-Team dankt dem Beirat und Mathias Richter, Inka Thunecke sowie Matthias Mayer von der Redaktion der „Latenz“ für die stets gute Zusammenarbeit.

 

Abschließend wollen wir noch einmal die verstorbene Ágnes Heller würdigen, deren Mut und Unerschrockenheit wir mehrfach persönlich erleben durften. Ágnes Heller zu begegnen, war immer eine Herausforderung. Ihr eigenständiges Denken verlangte die Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen. Dabei bildet die Idee der Humanitas das Zentrum ihres geistigen Handelns. In der Zeitschrift „Latenz“ (1/2016) schrieb sie für uns: „Die Idee eines ‚universellen Wesens des Menschen‘, d.h. die Idee einer Institutionalisierung des universellen Begriffes eines ‚menschlichen Wesens‘, ist die Idee eines Gemeinwesens, wo der Text der Menschenrechts-Deklaration, d.h. alle Menschen sind frei und gleich geboren, als lex lata in einem Land und vielleicht sogar als internationales Völkerrecht gilt.“

 

em>Irene Scherer, Welf Schröter
Herausgeber der „Latenz““, September 2019