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sammlung kritisches wissen - Band 81

Helmut Fahrenbach

Karl Jaspers – Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft

2018, 392 Seiten, Ladenpreis 39,00 €
ISBN 978-3-89376-175-3

„Nachdem ich mich über Wesen und Sinn der Hoffnung insbesondere mit Interpretationen zur ethischen Problematik bei Kierkegaard und der Existenzphilosophie befasst hatte und dann – über Bloch und Sartre – in den Umkreis von ‚Existentialismus und Marxismus‘ gelangt war, gewann die Philosophie von Karl Jaspers für mich ein besonderes Interesse, weil Jaspers die existenzphilosophische Thematik – als ‚Existenzerhellung‘ – ins Zentrum einer umfassenden philosophischen Systematik gerückt und sein Philosophieren zugleich im zeitgeschichtlichen und politischen Problemfeld konkretisiert hatte.“ Helmut Fahrenbach

sammlung kritisches wissen - Band 81
( Talheimer Verlag )

€ 39.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort

Einleitung: Karl Jaspers – Philosophie für unsere Zeit und Zukunft?

 

I. Systematische und epistemische Grundzüge der Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft

     1. ‚Ontologischer‘ Ansatz und Umriss: Dasein/Welt – Existenz/Transzendenz

     2. Das philosophische Grundwissen

     3. Die ethische Dimension menschlicher Existenz

 

II. Jaspers‘ Philosophie im Kontext und Diskurs

     1. Philosophische Existenzerhellung und theologische Existenzmitteilung – Jaspers, Bultmann

     2. Transzendenz – Metaphysik – Jaspers, Bloch

     3. Für und wider den Transzendenzbezug menschlicher Existenz – Jaspers, Sartre

     4. Existenzerhellung und philosophische Anthropologie – Jaspers, Plessner

     5. Kommunikative Vernunft – Jaspers, Habermas

 

III. Zeitanalyse, Politik und Philosophie der Vernunft

     1. Zeitanalyse, Politik und Philosophie der Vernunft – vor 1933

     2. ‚Politische Philosophie‘ – nach dem Nationalsozialismus

 

Literatur

Zur Person

 

 

Aus dem Vorwort

 

„Die Sichtung des Erbes müsste insbesondere mit Bezug auf die ‚großen Philosophen‘ des 20. Jahrhunderts vorgenommen werden, die dem philosophischen Denken im Bewusstsein der geschichtlichen Situation noch einmal eine historisch und systematisch umfassende und zugleich auf die konkreten Probleme unserer Zeit bezogene neue Gestalt gegeben haben. Dass zu diesen Philosophen – neben Albert Schweitzer, Ernst Bloch, Jean-Paul Sartre, Bertrand Russell – auch Karl Jaspers zu zählen ist, kann angesichts seines Werkes keinem Zweifel unterliegen. Vielleicht ist es unter diesem Gesichtspunkt sogar naheliegend, das Werk von Karl Jaspers in einem ausgezeichneten Sinn als universelle Philosophie anzusehen. Denn der sachliche und auch der zeitgeschichtlich reflektierte Bedeutungs- und Wahrheitsgehalt einer Philosophie – der nicht nur im ‚zeitgemäßen‘, sondern mindestens ebenso sehr im zeitkritischen Bezug liegt – ist keine einfache Funktion ihrer Wirkung, zumal nicht ihrer unmittelbaren zeitgenössischen Resonanz und Anerkennung.[…] Dennoch bleibt festzuhalten: Erstens, der Kreis derer, die sich – unter verschiedenen Interessensgesichtspunkten – mit Jaspers befassen und auseinandersetzen, war und ist vergleichsweise eng, und die Zahl derer, die systematisch an die Philosophie von Jaspers anschließen noch geringer. Zweitens hat der systematisch und methodisch grundlgend-umfassende Rahmen der ‚transzendental-logischen Erhellungen‘ des ‚Umgreifenden‘ – in Seins-, Bewusstseins- und Wahrheitsweisen –, dessen Grundbestimmungen Jaspers im Prinzip die Geltung eines allgemeingültig kommunikablen philosophischen Vernunft- und ‚Grundwissens‘ (diesseits von philosophischem Glauben und wissenschaftlichem Wissen) zuspricht, trotz seiner einsichtigen strukturellen Bedeutung bislang immer noch keine breitere systematische und methodologische Auswirkung gehabt. Und schließlich bleibt drittens ein wesentliches Desiderat, dass gerade für die Bedeutung des Jaspers‘schen Denkens aufschlussreiche Versuche, es in themen- und problembezogene kritische Diskurse mit anderen wichtigen Positionen der zeitgenössischen Philosophie zu ziehen, um darin seine kritische und produktive Relevanz zu prüfen und zu bewähren, noch kaum in Gang gekommen sind.“

 

 

Eine Leseprobe

 

„Die zwischen Karl Jaspers und Rudolf Bultmann geführte Diskussion um das Problem der Entmythologisierung hat deutlicher als zuvor gezeigt, dass der Streit um diese Frage nicht im zunächst augenfälligen Bereich ihrer Programmatik und Folgen, sondern allein im Rückgang auf die ihr zugrunde liegenden systematischen Probleme angemessen ausgetragen werden kann. Denn die Entmythologisierung ist selbst begründete Folge und nicht begründender Grund eines theologischen Gedankenganges; wie man sich auch sehr irrt, wenn man in ihr die Mitte der Theologie Bultmanns zu sehen meint und nicht begreift, dass sie lediglich die kritische Seite einer positiv begründeten theologischen Thematik darstellt, sofern aus dem Sinn von Offenbarung und Glaube existenziale Interpretation und aus deren Grund und Vollzug Entmythologisierung gefordert ist.“

 

„In meinen Arbeiten über Jaspers geht es mir immer auch darum, die m.E. zu wenig beachtete systematische und methodische Bedeutung der Philosophie von Karl Jaspers hervor zu heben und in zeitgenössischen Diskussionszusammenhängen zur Geltung zu bringen. Diese Intention gilt auch für die folgenden Ausführungen. Allerdings wird ihre Befolgung dadurch kompliziert, dass die hier zu erörternde Transzendenz-Thematik für mich den problematischsten Komplex der Jaspers‘schen Philosophie als Metaphysik darstellt, und ich in der Kontroverse über ‚Existenz und Transzendenz‘ auf der Seite Jean-Paul Sartres stehe. Gleichwohl muss diese Problematik – auch von einem nachmetaphysischen philosophisch-anthropologischen Standpunkt aus – erörtert werden, weil und soweit sie in die philosophisch-anthropologisch wesentliche Thematik der ‚Existenzerhellung‘ von Jaspers hineinragt.
Im Folgenden geht es also nicht um eine Erörterung der Jaspers‘schen Chiffern-Metaphysik der Transzendenz als solcher, sondern um die immanent kritische und insbesondere geltungstheoretische Reflexion des von Jaspers behaupteten wesentlichen Transzendenzbezugs der Existenz als möglicher Freiheit, der Sartres Existenzanalyse mit der – im Jaspers‘schen Sinn transzendenzlosen – kontingenten Freiheit als existentialistisch-atheistische Gegenposition entgegensteht.“

 

„Zwar zählt Plessner – mit Max Scheler und Arnold Gehlen – zu deren ‚Klassikern‘, und er kommt in entsprechenden Darstellungen auch neben den anderen zur Geltung. Aber schon die Verhältnisse zwischen den anthropologischen Positionen bleiben zumeist undiskutiert und entsprechend unklar. So ist manchem offenbar immer noch nicht klar, dass – gegenüber der auf eine Metaphysik des Absoluten zielenden ‚Metaanthropologie‘ Schelers, des vermeintlichen ‚Gründungsvaters‘ philosophischer Anthropologie, und der sich dezidiert empirisch-wissenschaftlich gebenden späteren Anthropologie Gehlens – Plessner als der eigentliche Begründer der nachmetaphysischen und gleichwohl philosophischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts zu gelten hat. Diese Einsicht ist nicht zuletzt durch die vordergründigen Referenzen vor dem bekannteren Scheler und die Totschweigetaktik gegenüber Plessner von Seiten namhafter philosophischer Zeitgenossen – vor allem Heidegger und dann Gehlen – verbaut worden. […]
Wiederum ist es Plessner, der sie am ehesten kenntlich macht und eine kritische Beziehung herstellt, indem er sich mit Ansatz, Grundbestimmung und Methode vor allem der Daseinsanalyse Heideggers, aber auch der ‚Existenzerhellung‘ von Jaspers unter Gesichtspunkten der philosophischen Anthropologie auseinandersetzt. Die Auseinandersetzung mit Heidegger als dem eigentlichen daseinsanalytischen Konkurrenten der philosophischen Anthropologie – durch dessen Wirkung diese auch überlagert und verdrängt wurde – steht für Plessner gewiss im Vordergrund, während Jaspers, dem Plessner politisch und letztlich auch philosophisch weit näher stand, eine zwar weniger brisante, aber positivere Würdigung erfährt, auch wenn er in der Spannung zwischen philosophischer Anthropologie und Existenzphilosophie zur anderen Seite zählt.“