Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Von Klaus Kufeld und Karlheinz Weigand
Ernst Bloch: „Entwurf der Naturphilosophie“ (1912). Aus dem Nachlass herausgegeben, eingeleitet und erläutert
Von Lucien Pelletier
„Der Gegensinn der Urworte“. Zur Bedeutung von Topoi in Blochs Philosophie des Utopischen
Von Ralf Becker
Visionen und/oder Utopie
Von Francesca Vidal
Prinzip Hoffnung - Prinzip Verantwortung
Von Josef Seifert
Ernst Bloch in Leipzig
Von Friedrich Dieckmann
Bibliographie Karola Bloch, Teil 6
Zusammengestellt von Welf Schröter
Bibliographische Mitteilungen aus dem Ernst-Bloch-Archiv Ludwigshafen (Teil 18)
Zusammengestellt von Karlheinz Weigand
Vorwort
Ernst Blochs Nachlass bietet überraschende Funde. Lucien Pelletier ediert das früheste erhaltene Manuskript, den „Entwurf einer Naturphilosophie“ von 1912. In sorgfältiger Kommentierung begegnet uns ein Text, dessen Lektüre Geduld erfordert: der junge Bloch versucht hier, noch ohne die künftige Sprachmeisterschaft, in Auseinandersetzung mit den damals neuesten naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, seine Gedanken zur Naturphilosophie zu formulieren. Die Verbindungslinien zum späteren Werk zu ziehen ist jetzt Aufgabe ergänzender Studien.
In seinen Texten macht Bloch einen charakteristischen Gebrauch von Zitaten, Anspielungen und Bildern (Topoi), den Ralf Becker untersucht. Dabei zeigt sich, dass solche Topoi keineswegs als bloßer Ersatz für das Selbstgedachte dienen, sondern originäre Anhaltspunkte für die Entwicklung eigener Gedankenreihen sind. Das wörtliche oder auch pointiert abgewandelte Zitat wird so zu einem geschichtlichen Radikal, das seinen vollen Bedeutungsraum erst durch seinen stets in neuen Kontexten erfolgenden Gebrauch entfalten kann. Durch diesen Gebrauch wird der Topos zu einem kulturellen Erbe im Blochschen Sinne noch unabgegoltener Zukunft in der Vergangenheit.
Das Thema Utopie bleibt weiter aktuell. Im Beitrag von Francesca Vidal wird im Rekurs auf den begriffsgeschichtlichen Hintergrund von Vision der Frage nachgegangen, inwieweit die gegenwärtige Mode, Visionen und Utopien gegeneinander auszuspielen, nur Zeichen sozialer Krisensymptome sein kann. Dagegen setzt die Autorin Blochs Mahnung, dass es darauf ankomme, das Hoffen zu lernen.
Ein wichtiges Forschungsfeld sind die wechselseitigen Bezüge zwischen Ernst Bloch und anderen Denkern. Da in dieses Jahr der 100. Geburtstag von Hans Jonas fällt, hielt Josef Seifert im Ernst-Bloch-Zentrum ein Referat, in dem das Buch „Prinzip Verantwortung“ mit Blick auf Bloch neu gelesen wird. Jonas’ Plädoyer dafür, das Fortleben auf der uns anvertrauten Erde durch vorsichtiges Bewahren zu sichern, grenzt sich deutlich von Blochs vorwärtsdrängender Zukunftsvision im „Prinzip Hoffnung“ ab.
Der folgende Text weist über seinen Anlass hinaus auf künftige Projekte. In Leipzig, der neben Tübingen wichtigsten Wirkungsstätte des Philosophen, wurde zum 25. Todestag am 4. August 2002 die Ausstellung „Stefan Moses fotografiert Ernst Bloch“ eröffnet. Der dabei gehaltene Vortrag des Schriftstellers Friedrich Dieckmann wird im Almanach dokumentiert; zugleich markiert die Veranstaltung den Auftakt einer vom Ernst-Bloch-Zentrum initiierten langfristigen Kooperation mit der Stadt Leipzig und der dortigen Universität. Diese Zusammenarbeit soll mit einer geplanten Ausstellung über Blochs Leipziger Zeit fortgesetzt werden.
Den Abschluss bilden die Fortsetzung der Karola-Bloch-Bibliographie von Welf Schröter und die Bibliographischen Mitteilungen aus dem Ernst-Bloch-Archiv.