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Bloch-Almanach 22/2003Bloch-Almanach 24/2005

Bloch-Almanach 23/2004

Karlheinz Weigand (Hg.)

Bloch-Almanach 23/2004
Periodikum des Ernst-Bloch-Archivs der Stadt Ludwigshafen am Rhein

Mit Beiträgen von Hans-Reiner Ehricht, Peter C. Caldwell, Hans-Ulrich Nennen, Jürgen Moltmann, Achim Kessler, Welf Schröter, Karlheinz Weigand und Klaus Kufeld

2004, 200 S., br., 29,00 €
ISBN 978-3-89376-108-1 [ISBN 3-89376-108-X]

Bloch-Almanach 23/2004
( Talheimer Verlag )

€ 29.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Von Klaus Kufeld und Karlheinz Weigand

Adapationen und Transformationen Aristotelischen Denkens in den ontologischen Annahmen von Ernst Bloch
Von Hans-Reiner Ehricht

Philosophy and State Socialism: Consciousness, Dialectial Materialism and Hope
Von Peter C. Caldwell

„Methode haben heißt mit dem Weg der Sache gehen.“ Ernst Bloch als Phänomenologe
Von Hans-Ulrich Nennen

Ernst Blochs Christologie
Von Jürgen Moltmann

Ernst Bloch und Peter Weiss: Formen einer Ästhetik der Utopie
Von Achim Kessler

Bibliographie Karola Bloch, Teil 7
Zusammengestellt von Welf Schröter

Bibliographische Mitteilungen aus dem Ernst-Bloch-Archiv Ludwighafen (Teil 19)
Zusammengestellt von Karlheinz Weigand

 

Vorwort

Das drängende Vorwärts verbindet Ernst Bloch in seinem Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung mit dem Telos eines für alle Menschen gleichermaßen glückenden Daseins, das nicht nur sozio-ökonomische Gerechtigkeit, sondern auch die nicht messbaren Bereiche menschlichen Lebens einschließt: Wünsche, Tagträume, Phantasien und Kreativität. Blochs Kritik und Methodik wurzeln, wie bekannt, im Marxismus. Die Berechtigung seiner Hoffnungsphilosophie scheint aber in einem Denken beglaubigt zu sein, das viel älter ist: in der aristotelischen Seinslehre. Diese arbeitet Bloch zu einer architektonisch feingliedrigen und bruchfesten Ontologie der Hoffnung aus. Dynamis und Entelechie werden im Drängen des Noch-Nicht aufgenommen; aus dem Schema von Möglichkeit und Wirklichkeit schöpft Bloch die Rede von der Latenz und Tendenz; die Lehre von den vier Ursachen verarbeitet er zu einer lebendigen Materie-Konzeption, die den Stoff und die Formen von Welt, Mensch und Geschichte ebenso umschließt wie das Wirken im Denken, Planen und Handeln. All diese Adaptionen und Transformationen will Hans-Reiner Ehricht in seinem Aufsatz nachweisen und damit eine neue Sichtweise der Blochschen Philosophie erschließen.

Peter C. Caldwell nutzt neuerdings zugängliche Archivquellen um zu zeigen, wie staatssozialistische Politik und Gesellschaftstheorie in der DDR vorgingen. In den Fünfziger Jahren setzten sich Männer wie der Wirtschaftswissenschaftler Fritz Behrens, der Jurist Hermann Klenner und der Philosoph Ernst Bloch mit den fundamentalen Widersprüchen des real existierenden Sozialismus auseinander. Im Fall Bloch war es die marxistisch-leninistische Philosophie, die jegliche Abweichung von ihrer ideologischen Linie und damit auch das Blochsche Denken verwarf.

Es sind die Übergänge, die Ernst Bloch als Stilisten besonders herausfordern, es gilt, den atmosphärischen Wechsel beim Eingang zu einem Thema oder beim Übergang zum nächsten tatsächlich zu treffen. Heinz-Ulrich Nennen geht es nun aber nicht um den durchaus vertretbaren Genuss derartiger Textpassagen, sondern darum, dass sie bewusst komponiert worden sind, dass derartige Kompositionen auch – was dem Genuss nicht abträglich sein sollte – in anderen Zusammenhängen wiederum bestimmte Funktionen erfüllen. Bloch beim Arrangieren, beim Feinjustieren, besser noch beim Nachkorrigieren seiner Szenerien zu beobachten, ist wohl die passabelste Methode, ihn als Phänomenologen bei der Arbeit zu beschreiben.

Von seinen frühen bis in seine letzten Schriften war Ernst Bloch von der für ihn geheimnisvollen Gestalt Jesu fasziniert. Sie ist für seine „Religion des Exodus und des Reichs“ zentral. Jürgen Moltmann, der vor zehn Jahren mit dem Ernst-Bloch-Preis ausgezeichnet wurde, will Blochs Christologie in die gegenwärtige theologische Diskussion einführen, um mit ihr auch diese messianische Deutung der Religionsgeschichte und der atheistischen Religionskritik präsent zu machen.

Schon in seinem ersten Beitrag über das Verhältnis von Ernst Bloch und Peter Weiss im Bloch-Almanach 20/2001 zeigte Achim Kessler, dass beide intentional auf das Bild eines „neuen Menschen“ zielen, auf die Antizipation des menschlichen Subjekts in seiner zukünftigen, durch den historischen Prozess erst noch zu realisierenden Gestalt. Seinen aktuellen Beitrag widmet Kessler der Frage nach der Wirkung dieser inhaltlichen Zielrichtung auf Weiss’ und Blochs Verständnis der künstlerischen Form. Beide erkennen der Kunst eine wichtige gesellschaftliche Funktion nicht nur auf dem Wege des rezeptiven Nachvollzugs von Kunstwerken zu, sondern begreifen sie auch als Instrument eines antizipatorischen Erkenntnisausgriffs auf die künftige Prozessrealität. Aus dieser gesellschaftlichen Funktionsbestimmung resultiert eine utopisch-antizipatorische Auffassung von Ästhetik, die sich unter anderem in einer Vorrangstellung der ästhetischen Formen des Fragments, der Montage und der Metapher sowie in einer utopisch-antizipatorischen Neubestimmung dieser Begriffe niederschlägt. Zugleich kann Kessler am Beispiel von Weiss’ Roman Die Ästhetik des Widerstands zeigen, dass Blochs Ästhetik als Interpretationsmethode zur Bestimmung des ‚utopischen Horizonts‘ literarischer Werke beitragen kann.

Den gewohnten Abschluss bilden die Fortsetzung der Karola-Bloch-Bibliographie von Welf Schröter und die von Karlheinz Weigand erstellten Bibliographischen Mitteilungen aus dem Ernst-Bloch-Archiv.