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reihe nut e.V. - Band 10reihe nut e.V. - Band 12

reihe nut e.V. - Band 11

Bärbel Mauß, Barbara Petersen (Hg.)

Das Geschlecht der Biologie

Mit Beiträgen von Smilla Ebeling, Christine Katz, Petra Lucht, Bärbel Mauß, Marion Mayer, Kerstin Palm, Barbara Petersen, Sigrid Schmitz und Ivana Weber

2006, 144 Seiten, br., 24.00 €
ISBN 978-3-89376-120-3 [ISBN 3-89376-120-9]

Im Mittelpunkt des vorliegenden Sammelbandes stehen drei zentrale Fragenfelder der feministischen Biologieforschung: Wie strukturiert die Kategorie Geschlecht biologische Forschung? Wie entwirft die Biologie als Wissenschaft die Kategorie Geschlecht? Wie ist das Verhältnis zwischen Biologie und der Kategorie Geschlecht? Auf diese Fragen geben Fachwissenschaftlerinnen in der Tradition der deutschsprachigen feministischen Auseinandersetzung mit Naturwissenschaften, Technik und Medizin Antworten. Das Spektrum reicht von einer Übersicht über die Genderforschung in den Lebenswissenschaften über Beiträge zu Evolutions-, Neuro- und Naturschutzbiologie bis hin zu den Chancen und Fallstricken der Implementierung von Gender Mainstreaming in den Natur- und Umweltschutzorganisationen. Der Band kann als eine Art Fortsetzung des Bandes 5 „Feministische  Naturwissenschaftsforschung – Science and Fiction“ der NUT-Schriftenreihe angesehen werden. Ging es dabei eher um eine Einführung in das Feld der feministischen Wissenschaftsforschung verschiedener naturwissenschaftlicher Bereiche, wirft der nun vorliegende Band besondere Schlaglichter auf die aktuelle feministische Biologieforschung. Die Texte sprechen sowohl interessierte Personen aus Naturwissenschaft und Technik an, die sich mit der Genderthematik befassen, als auch ForscherInnen, die sich in das Thema „Gender in der Biologie“ einlesen.

reihe nut e.V. - Band 11
( Talheimer Verlag )

€ 24.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis 

Bärbel Mauß & Barbara Petersen
Danksagung

Bärbel Mauß & Barbara Petersen
Das Geschlecht der Biologie. Einleitung

Kerstin Palm
Genderforschung der Lebenswissenschaften – ein lebendiges Forschungsfeld

Smilla Ebeling
Queering Biologie

Sigrid Schmitz
Hirnbilder im Wandel? Kritische Gedanken zum ‚sexed brain‘

Petra Lucht & Ivana Weber
Natur- und Geschlechterkonstruktionen im Naturschutzdiskurs. Ein Beitrag zur Verbindung von feministischer Umwelt- und Naturwissenschaftsforschung

Christine Katz & Marion Mayer
Zwischen Sachzwang und Aufbruch: Natur- und Umweltschutzorganisationen go Gender Mainstreaming!?

Autorinnenverzeichnis


Aus der Einleitung:

„Die im Titel zusammengeführten Begriffe ‚Geschlecht‘ und ‚Biologie‘ scheinen zunächst zwei Seiten einer Medaille zu sein. Im Alltagsverständnis gehören Biologie und Geschlecht untrennbar zusammen. Die ‚Biologie‘ gilt als eindeutige, unhinterfragte, ahistorische Grundlage von ‚Geschlecht‘, welches je nach Verständnis unterschiedlich stark kulturell/sozial überformt ist.
Selbst in der Frauen- und Geschlechterforschung wurde die besondere Rolle der Biologie in der Frage des Geschlechts lange Zeit nicht angetastet und somit der radikalen Enthistorisierung und Dekontextualisierung, die die Biologie vermittelt, nicht widersprochen. Zwar wurde mit der Unterscheidung zwischen ‚Sex‘ und ‚Gender‘ versucht, die Naturalisierung der Geschlechterordnung infrage zustellen und ihr etwas entgegenzusetzen. Mit diesem Konzept überließ man jedoch ‚Sex‘ als biologisches Geschlecht und damit auch den Körper als biologische Materie weiterhin dem Zuständigkeitsbereich der Biowissenschaften.

Feministische Biologieforscherinnen – oftmals selbst aus der biologischen Forschung kommend, allen voran Donna Haraway – legten eine eigene Lesart der Sex-Gender-Frage vor: ‚Wir dürfen nicht den Fehler begehen zu denken, ‚Geschlecht‘ sei gegeben, natürlich, biologisch, und nur das ‚Geschlechterverhältnis‘ konstruiert und daher gesellschaftlich. Biologie ist ein analytischer Diskurs, [...].‘ Betrachtet man folgerichtig ‚Sex‘, das biologische Geschlecht, als eine kulturelle Konstruktion heißt das nicht, dass ‚Sex‘ sich in ‚Gender‘, dem soziokulturellen Geschlecht, auflösen lässt. ‚Sex‘ und ‚Gender‘ können weder in ‚Gender‘ (wie in vielen Arbeiten der Geschlechterforschung geschehen) noch in ‚Sex‘ (wie in den Biowissenschaften üblich) aufgehen, da es sich um zwei getrennte Diskursstränge mit unterschiedlichen Regeln und Inhalten handelt. Sie sind jedoch immer aufeinander bezogen und miteinander so verwoben, dass Veränderungen des Einen zu Veränderungen des Anderen führen. Es handelt sich um zwei zunächst getrennt zu betrachtende Diskursstränge, deren Verwobenheit eigenen Konstruktions- und Formationsregeln folgt. Für die feministische Biologieforschung ist die Analyse des Herstellungsprozesses des biologischen Geschlechtes wie auch die Verknüpfung von ‚Sex‘ und ‚Gender‘ in biologischer Forschung und Praxis von zentralem Interesse.“