Inhaltsverzeichnis
Irene Scherer, Welf Schröter
Karola Bloch neu entdecken Überraschende Dokumente und Eindrücke – Ein Vorwort
Irene Scherer
Karola Bloch im Prozess der historischen Emanzipation. Kontinuität und Bruch im Leben einer eigenständigen Architektin
Jan Robert Bloch
Kann die Hoffnung lernen? – Thesen zu einer elementaren Frage In Erinnerung an Karola Bloch
Frank M. Schuster, Volker Caysa
Auf den Spuren von Karola Bloch in Lodz Versuch einer Erkundung
Thilo Götze Regenbogen
Karola Bloch und Ludwig Meidner – Freundschaft und Korrespondenz
Francesca Vidal
Gedanken über den Weg der Architektin Karola Bloch
Welf Schröter
Architektin BDA Dipl.-Ing. Karola Bloch Vorbemerkungen zur Wiederveröffentlichung von vier Aufsätzen Karola Blochs aus den fünfziger Jahren der DDR
Dipl.-Ing. Karola Bloch
Grundrißschemas von Einrichtungen für das Kleinkind (DDR 1953)
Architektin BDA Dipl.-Ing. Karola Bloch
Das Kinderwochenheim „Zukunft der Nation“ der Leipziger Baumwollspinnerei (DDR 1955)
Karola Bloch
Zweckmäßige Küche (DDR 1959/61)
Dipl.-Ing. Karola Bloch
Wie man Warschau aufbaut (DDR 1953/55)
Karola Bloch
Der unkünstlerischste Naturalismus Brief an Hannes Meyer
Anne König
Der Kindergarten der Leipziger Baumwollspinnerei. Auf den Spuren von Karola Bloch
Ingrid Sonntag
Freundschaft als Refugium. Briefe zwischen Ernst & Karola Bloch und Jürgen & Johanna Teller
Jürgen und Johanna Teller
Glückwunsch zum 86. Geburtstag. Brief an Karola Bloch
Jürgen und Johanna Teller
„Dem Altern kann man halt nur mit Heiterkeit begegnen.“ Brief an Karola Bloch
Thilo Götze Regenbogen
„Bewegt-bewegend“ – Carlfriedrich Claus und Ernst & Karola Bloch: Korrespondenzen 1960–1985
Karola Bloch
„Ich leide sehr unter der Einsamkeit“. Aus drei Briefen an Carlfriedrich Claus nach dem Tode Ernst Blochs
Karola Bloch
„… aber primär bin ich, nicht er“. Ein Brief an Carlfriedrich Claus
Karola Bloch
Verbindung von Grafik und Philosophie. Briefe an Carlfriedrich Claus
Francesca Vidal
Bindungen. Aus dem Briefwechsel zwischen Ernst und Karola Bloch mit Wolfram Burisch
Karola Bloch
Trubel zu Blochs 90. Geburtstag. Brief an Wolfram Burisch vom 26. Juni 1975
Karola Bloch
Ein markanter Satz. Brief an Wolfram Burisch vom 16. Februar 1976
Anne Frommann
„Das Auge des Gesetzes sitzt im Gesicht der herrschenden Klasse“ (Ernst Bloch). Karola Bloch und der Verein „Hilfe zur Selbsthilfe“
Klaus Kufeld
Gelehrte Liebe
Karola Bloch
Gedenkworte zum Tod von Alfred Kantorowicz
Dipl.-Ing. Karola Bloch
Entscheidend ist vor allem die Stimme der Werktätigen. Brief an das „Neue Deutschland“ zu den Ereignissen am 17. Juni 1953
Karola Bloch et al.
Freiheit für die Fantasie Erklärung ehemaliger DDR-Bürger (1987)
Karola Bloch
„Nie sollen wir vergessen, was die Kriege der Menschheit angetan haben“. Rede zum 8. Mai 1985
Karola Bloch
Dadek und Izio. Ein Brief an Jan Robert Bloch
Welf Schröter
Karola Bloch und das Trauma der Ermordung ihrer Familie. Briefe aus dem Warschauer Ghetto
Angaben zu den Autorinnen und Autoren
Personenverzeichnis
Den Herausgebenden ist es gelungen, zahlreiche Dokumente aufzufinden, um bisher Unveröffentlichtes oder Verschollenes wieder zugänglich zu machen. Überraschende Briefe, Porträts und Schriften stehen am Ende einer längeren Recherche.
Der Band enthält mehrere Texte Karola Blochs, die sie als Architektin verfasst hatte und die seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr erhältlich waren. Erstmals werden die Briefkorrespondenzen Karola Blochs mit den Künstlern Carlfriedrich Claus und Ludwig Meidner beschrieben und zitiert. Zum ersten Mal werden Porträtzeichnungen Ludwig Meidners sichtbar, die er 1924 und 1960 von der engagierten Polin anfertigte. Nach intensiver Suche ist es gelungen, die elterlichen Wohnorte von „KB“ aufzufinden. Der Band gibt auch einen Einblick in die Briefe ihrer Eltern und ihres Bruders aus dem Warschauer Ghetto kurz vor deren Ermordung.
Mehrere Autorinnen und Autoren ermöglichen mit ihren Beiträgen eine Zu- und Einordnung der Biografie Karola Blochs in das jeweilige damalige Zeitgeschehen. Die Prozesse der Emanzipation dieser hervorzuhebenden Gegnerin des Nationalsozialismus werden in den Facetten Architektur, Kunst, Sozialismus und Emigration erkennbar. Bislang unbekannte Äußerungen und Briefe skizzieren eine hellwache Kämpferin für Humanität und menschliche Solidarität.
Dreißig Berufsjahre wirkte die Architektin und Bauhaus-Schülerin Karola Bloch in Wien, Paris, Prag, New York, Leipzig. Karola Bloch (1905–1994) war Schülerin von Hans Poelzig und Bruno Taut. Sie arbeitete bei Auguste Perret und wirkte in dem größten Architekturunternehmen der USA. Die Architektin war mit dem Bauhaus-Meister Xanti Schawinsky und Hannes Meyer, dem Direktor des Bauhauses Dessau freundschaftlich verbunden. Von 1949 bis 1956 war sie in der DDR tätig, bevor ihr dort die SED das Arbeiten verbot. Mit dem Bau der Berliner Mauer verließen Ernst und Karola Bloch die DDR in Richtung Tübingen.
„Die äußere Welt zu gestalten ist die vornehmste Aufgabe einer Architektin. Der umbaute Raum die Herausforderung. ‚Schönheit und Funktion waren für uns eine Einheit und bedeuteten gute Architektur‘. Solches interessierte die Architekturstudenten brennend – wie auch Karola Bloch, die 1932 an der Technischen Hochschule zu Berlin studierte. Le Corbusier, Hannes Meyer, Walter Gropius waren die Meister, von denen es zu lernen galt, Hans Poelzig, Bruno Taut, Heinrich Tessenow die Lehrer, deren Vorlesungen und Seminare heiß begehrt waren. Die Entwicklung neuer Raumkonzeptionen, die Einführung neuer Konstruktionsverfahren wie Materialien bildeten zusammen mit funktionalen Problemlösungen die Grundlagen zur Entwicklung einer Formensprache – ‚repräsentative Bauten standen im Lehrplan nicht im Zentrum des Interesses‘. Die ‚funktionelle Stadt‘ war Ziel und Richtung vieler Vertreterinnen und Vertreter des Neuen Bauens. Gespeist waren diese Überlegungen und Entwürfe von der damaligen schlechten sozialen Situation, besonders dem vorherrschenden Wohnungsmangel in den großen Städten, aber auch von dem unbedingten Willen den öffentlichen Raum mit Hilfe ästhetisch-baulicher Mittel demokratisch zu gestalten.“ (Irene Scherer)
„Es gibt für jeden von uns heute keine wichtigere Aufgabe, als für den Frieden zu kämpfen. Nie sollen wir vergessen, was die Kriege der Menschheit angetan haben, wie sie die Lebenden töteten, die Städte zerstörten, die Kultur zugrunde richteten. So rufe ich heute, 40 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ (Karola Bloch, am 8. Mai 1985)