Inhaltsverzeichnis
Grußwort
Thomas Sprßler, Oberbürgermeister
Grußwort
Birgit Hamm, Gleichstellungsbeauftragte
Frauen gestalten Herrenberg
Einleitung
Handel und Gewerbe
Geschäftsfrauen von Format. Die Inhaberinnen von „Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost“
Von Anna Reichle und Annemarie Reichle
„Unsere ganz große Stärke war die Beratung“. Seifen-Parfümerie OTTO – über 50 Jahre in Frauenhand
Von Illja Widmann und Elke Klump-Röhm
„Ich geh’ zum Hönes“. Das Garnhaus Hönes – Eine gute Adresse in Sachen Nadel, Faden und Stoff
Von Heidi Braitmaier, Christel Grüner, Elke Klump-Röhm und Antje Matthäus
Strenge Handelsschullehrerin und „weibliches Gesicht des Gäuboten“ – Else Guoth-Lohmiller (1924–2007)
Von Gabriele Pfaus-Schiller und Sonja Klaus Condo
Industriedesign
„Der Maschine den künstlerischen Willen aufzwingen“. Margret Hildebrand (1917–1997) – eine Herrenberger Designerin von Weltruf
Von Christel Grüner, Heidi Braitmaier und Elke Klump-Röhm
Schönheit und Körper
„Von Kopf bis Fuß auf Pflege eingestellt“. Sofie Rauser-Dengler (1902–1971)
Von Sonja Klaus Condo und Helen Schelling
Die erste Friseurmeisterin Herrenbergs mit pelzigem Markenzeichen – Anna Wörner (1915–2000)
Von Sonja Klaus Condo, Helen Schelling und Anne Schlombs
Medizin und Krankenpflege
„Bekannt, beliebt und von allen Patientinnen verehrt!“ Hanna Hartmann – erste niedergelassene Ärztin in Herrenberg
Von Helen Schelling
„Einzelkämpferinnen im Dauereinsatz“. Gemeindeschwestern in Herrenberg (1907–1998)
Von Claudia Nowak-Walz
Politik (Nachtrag zu Band 1)
„Die Armen, Waisen und Notleidenden in rührender Weise angenommen“. Marie Gerlach (1863–1945) – die erste Herrenberger Gemeinderätin
Von Claudia Nowak-Walz
Weggefährtinnen
„Her mit dem ganzen Leben, Brot und Rosen!“ – Herrenbergs erste Frauenbeauftragte
Birgit Kruckenberg-Link im Gespräch mit Illja Widmann
Gudrun Benath (1935–2021)
Valentina Finckh (1941–2020)
Dr. Christel Grüner (1946–2020)
Abbildungsverzeichnis und Bildnachweise
Biografische Informationen zu den Autorinnen und Herausgeberinnen
Einleitung
„Frauen gestalten Herrenberg“, Band 2. – Während der Recherchen zur ersten Publikation der Frauengeschichtswerkstatt stellte sich schnell heraus, dass es noch viel mehr spannende, überraschende, fast vergessene Biografien von Frauen in Herrenberg zu entdecken gibt. Da wir uns auch im zweiten Band mit Protagonistinnen des 20. Jahrhunderts befassen wollten, hatten wir den Vorteil, dass sich viele Menschen hier in der Stadt noch gut an die früheren Zeiten erinnern konnten. Rasch kristallisierte sich der Schwerpunkt „Handel und Gewerbe“ heraus. In Gesprächen tauchten immer wieder die Erinnerungen an besondere Geschäftsfrauen und Ladeninhaberinnen auf. Wir fragten nach speziellen Erlebnissen beim Einkauf. Wer z.B. bei Seifen-OTTO einkaufte, durfte sicher sein, nachher drei Stücke für den Preis von zweien erworben zu haben, obwohl ursprünglich nur ein Stück gekauft werden sollte. Ebenso in Erinnerung geblieben ist der besondere Geruch in der Altstadt, den die Kaffeerösterei Bellon beim Rösten verbreitete.
Herrenberg war noch lange, bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts, eine kleine, bäuerlich geprägte Stadt mit einem starken Mittelstand und vielen Handwerkern. Zugleich war sie als Oberamtsstadt ein Zentrum im Gäu. Hier erledigten die Menschen Behördengänge und trafen sich zum Kaufen und Verkaufen auf diversen Märkten. So blieben – im Unterschied zu industriell geprägten Orten – viele alte Handwerksberufe wie das Seifensieden, die Seilerei oder das Gerben bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in der Stadt erhalten.
Im vorliegenden Buch porträtiert die Frauengeschichtswerkstatt die Inhaberinnen der Geschäfte Karl Bellon – Kaffeerösterei und Feinkost, Garnhaus Hönes, Seifen- und Parfümeriegeschäft OTTO und Schönheitssalon Rauser, die erste Friseurmeisterin Anna Wörner, aber auch die private Handelsschule von Else Guoth-Lohmiller. Die hier tätigen Geschäftsfrauen haben in den meisten Fällen schon früh in dem bereits bestehenden Familienbetrieb gearbeitet und diesen dann später eigenständig weitergeführt. Als „Haustochter“ oder – offiziell – „mithelfende Familienangehörige“ waren viele der hier genannten Geschäftsfrauen schon früh mit der Erwartung konfrontiert, auch als Erwachsene bei ihrer Familie zu bleiben und diese zu unterstützen. Dieses „ungeschriebene Gesetz“ diente dem Erhalt der Familie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder im Falle von Krankheit und Pflege der Angehörigen. So war der Lebensweg bei vielen Frauen vorgezeichnet; eine wirkliche Alternative, ihr Leben zu gestalten, sahen sie meist nicht. Sie nahmen die an sie herangetragene Aufgabe, die Familientradition zu sichern, an. Dies bot ihnen aber auch die Möglichkeit, ein – in bestimmten Grenzen – eigenständiges Leben zu führen. Die Grundlagen für das benötigte Fachwissen konnten die jungen Frauen in der privaten Handelsschule von Else Guoth-Lohmiller erwerben. Während der Weltwirtschaftskrise, der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs waren viele der Geschäftsfrauen mit schwierigen Verhältnissen und auch danach mit den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Nachkriegszeit konfrontiert. Um den Fortbestand der eigenen Läden zu sichern, waren viele bereit, Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre mutig in einen Umbau oder Neubau zu investieren.
Weitere Kapitel des Buches befassen sich mit dem Thema der medizinischen Versorgung in Herrenberg sowie mit der ersten Gemeinderätin in der Stadt. Hier sind zu nennen die erste niedergelassene Ärztin Hanna Hartmann, aber ebenso die Gemeindeschwestern. Die Ärztin war in vielerlei Hinsicht eine Pionierin. Die Diakonieschwesternschaft verknüpfte mit ihrer Interpretation des Berufs der Krankenschwester – ökonomisch unabhängig, aber gleichzeitig eingebettet in eine christliche Frauengemeinschaft – Tradition und Moderne. Marie Gerlach kandidierte im Mai 1919 bei den ersten Gemeinderatswahlen mit weiblicher Beteiligung und war auf Anhieb erfolgreich.
Eine Frau, die weit über die Region hinaus gewirkt hat, war die Designerin Margret Hildebrand. Sie führte die Stuttgarter Gardinenfabrik, die seit 1948 in Herrenberg ansässig war, zu weltweitem Erfolg. Mit Stoffen nach Entwürfen von Margret Hildebrand, die später Professorin in Hamburg war, wurden in den 1950er Jahren u.a. das Bundeshaus in Bonn ausgestattet. Etliche ihrer Entwürfe wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
Manche Leserinnen und Leser werden sich fragen, nach welchen Kriterien die Auswahl der porträtierten Frauen erfolgt ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Quellenlage. Gibt es die Möglichkeit, mit den Frauen selbst, mit Angehörigen oder mit Personen aus ihrem engeren Umfeld ein Interview zu führen? Welche Unterlagen stehen darüber hinaus zur Verfügung? Bei ledigen Frauen ohne Angehörige ist es oft sehr schwer, an Unterlagen und Fotos zu gelangen. Die Frauengeschichtswerkstatt befasst sich oft mit Biografien von Frauen, über die das erste Mal ausführlicher berichtet wird. Neben der Befragung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ist es aber ebenso wichtig, unabhängig z.B. in Archiven zu forschen.
Der letzte Abschnitt ist vier Weggefährtinnen gewidmet, von denen wir uns in den letzten beiden Jahren auf die eine oder andere Art verabschieden mussten.
Birgit Kruckenberg-Link hat nach 19 Jahren das Amt der Gleichstellungsbeauftragten in die Hände ihrer Nachfolgerin Birgit Hamm übergeben.
Gudrun Benath, Valentina Finckh und Dr. Christel Grüner, die als Mitglieder der Frauengeschichtswerkstatt an den Recherchen zu diesem Buch beteiligt waren, konnten die Fertigstellung leider nicht mehr erleben.
Die Finanzierung der Publikation erfolgte zum Großteil durch die Frauengeschichtswerkstatt selbst. Wir bedanken uns herzlich bei der Jury des Landespreises für Heimatforschung Baden-Württemberg, die sich im Jahr 2016 dafür entschied, uns für den ersten Band von „Frauen gestalten Herrenberg“ einen Zweiten Preis zuzuerkennen. Dieser war mit einem Preisgeld versehen. Einen weiteren Betrag konnte sich das Team der Frauengeschichtswerkstatt im Jahr 2018 bei der SWR-Sendung „Quizhelden“ erspielen. Hier gilt unser Dank der Redaktion des SWR sowie der Produktionsfirma davidsonTV, die unserer Gruppe dieses besondere Erlebnis ermöglicht haben. Außerdem danken wir der Kreissparkasse Böblingen und der Bürgerstiftung Herrenberg, die mit ihrer Spende bzw. ihrem Förderbeitrag zur Realisierung des Buchprojektes beigetragen haben.
Wir danken allen Interviewpartnerinnen und -partnern sehr herzlich für ihre Offenheit, für die Zeit, die sie uns geschenkt haben, und das große Vertrauen, das sie der Frauengeschichtswerkstatt entgegengebracht haben.
Bei der Stadt Herrenberg bedanken wir uns sehr herzlich für die große Wertschätzung unserer ehrenamtlichen Tätigkeit. Ein großer Dank geht an die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Stefanie Albus-Kötz, die mit ihren Mitarbeiterinnen Lisa Neumann und Angela Danisch jederzeit unsere Anfragen beantwortet und Dokumente und Fotografien zur Verfügung gestellt hat. Besonders danken wir dem Gleichstellungsbüro mit Birgit Hamm und ihrer Vorgängerin Birgit Kruckenberg-Link und Angela Schrof, die uns jederzeit mit Rat und Tat unterstützen und immer ein offenes Ohr haben.
Was wäre ein gutes Team von Autorinnen ohne die Unterstützung und Betreuung der Verlegerin? Unser großer Dank gilt Irene Scherer vom Talheimer Verlag, die sich mit großer Leidenschaft und designerischem Können für unser Buch eingesetzt und ihm ein Format gegeben hat.
Heidi Braitmaier, Sonja Klaus Condo, Ursula Hauer, Elke Klump-Röhm, Antje Matthäus, Claudia Nowak-Walz, Gaby Pfaus-Schiller, Brigitte Resch, Helen Schelling, Anne Schlombs, Christa Tesch, Illja Widmann