Start Pressearchiv PM 21.05.1995 Ehemaliger Tübinger Bloch-Assistent Wolfram Burisch gestorben
PM 21.05.1995 Ehemaliger Tübinger Bloch-Assistent Wolfram Burisch gestorben

Ehemaliger Tübinger Bloch-Assistent Wolfram Burisch gestorben

Im Alter von nur 54 Jahren starb nach längerer Krankheit am vergangenen Donnerstag der ehemalige Assistent Ernst Blochs sowie Ralf Dahrendorfs, ProAf. Dr. Wolfram Burisch, in Kassel. Nach einer Zeit der ersten Zusammenarbeit mit Bloch wechselte er mit Dahrendorf an die neugegründete Universität Konstanz. Er arbeitete auf den Gebieten Philosophie, Soziologie und Sozialpsychiatrie und knüpfte dabei an die Kritische Theorie der "Frankfurter Schule", an Sigmund Freud und vor Aallem an das Werk Ernst Blochs an.

In einem seiner einschlägigen Veröffentlichungen unter dem Titel "Der uneingelöste Bildungsanspruch" (Talheimer Verlag, 1990) wandte er sich engagiert der "unabgegoltenen Studentenbewegung" von 1968, dem Stellenwert der Hochschule und deren Bedeutung bei der Demokratisierung der Gesellschaft zu. Ihm zu Ehren gab Dr. Francesca Vidal, heute Geschäftsführerin der Internationalen Ernst-Bloch-Gesellschaft, die Festschrift "Wider die Regel" (Talheimer Verlag, 1991) heraus, in der Autorinnen und Autoren aus ganz Europa und den USA – unter ihnen der Präsident der Universität Oldenburg, Prof. Michael Daxner, und die Sozialwissenschaftlerin Dr. Eva Senghaas-Knobloch – seine wissenschaftlichen Leistungen würdigten.

Der Kassler Professor Wolfram Burisch war Tübingen und der "Bloch-Gemeinde" lange Zeit eng verbunden. Er wirkte in der Ernst-Bloch-Gesellschaft, in der Ernst-Bloch-Assoziation, im Rudi-Dutschke-Kreis und unterstützte noch vor wenigen Monaten die Aktivitäten der Karola-Bloch-Initiative. In einem Aufsatz für die Festschrift "Ich gehe zu jenen, die mich brauchen – Zum 85. Geburtstag von Karola Bloch" (Talheimer Verlag, 1990/1991) beschrieb der "Alt-68iger" und "SDS-Aktivist" seine persönliche und politische Freundschaft zu den Blochs und deren "unablässigen Kampf um Kontinuität" (Burisch).

Der Talheimer Verlag betrauert den Tod eines exzellenten intellektuellen Kopfes, Freund Rudi Dutschkes und stetigen Streiters für eine aufgeklärte und demokratische Gesellschaft.