Start Pressearchiv PM 29.06.2011 Imre Török über Ernst Bloch
PM 29.06.2011 Imre Török über Ernst Bloch

Imre Török über Ernst Bloch

Vorsitzender des Schriftstellerverbandes erinnert an "Erbschaft dieser Zeit"

Der Philosoph und Gegner des Nationalsozialismus Ernst Bloch sah die Gefahren des Hitler-Staates früh voraus. In seinem Werk "Erbschaft dieser Zeit" legte er Grundlagen für sein späteres Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung". Imre Török, Vorsitzender des Schriftstellerverbandes würdigt in dem aktuellen Band "Der Sturz in die Barbarei" die Bedeutung Blochs für den Widerstand gegen das NS-Reich: "Zukunft und Erbschaft sind im Denken von Bloch engstens miteinander verflochten. Und gerade mit diesem Ansatz kann er das ,Dritte Reich', das ,Tausendjährige Reich' am treffendsten entlarven. Und tut das, warnend, bereits vor der Machtergreifung Hitlers und besonders intensiv in seinen Schriften in den dreißiger Jahren."

Imre Török, der in Tübingen bei Ernst Bloch studierte, betont die Zusammenhänge im Werden des blochschen Denkens: "Das philosophische Hauptwerk von Ernst Bloch ,Das Prinzip Hoffnung', dieses große und großartige Werk entsteht ab 1938. Der Entwurf seines Denkens, das Ideengerüst und die Analyse des Hoffnungsbegriffes findet sich jedoch bereits in früheren Werken, so in ,Geist der Utopie', in der Monographie ,Thomas Münzer als Theologe der Revolution' und insbesondere in ,Erbschaft dieser Zeit'. (...) Doch Hoffnung als utopische Funktion, der Tagtraum als Keimzelle utopischen Denkens, die Ontologie des Noch-Nicht-Seins, das werdende Neue, das Prinzip Hoffnung also, wird bereits in ,Erbschaft dieser Zeit' mitgedacht."

Die Neuerscheinung "Der Sturz in die Barbarei 1933 – Antworten deutschsprachiger jüdischer Künstlerinnen und Künstler" betrachtet deren politische Einschätzungen der Gefahren.

Dieser Band erinnert an ausgewählte jüdische Künstler/Künstlerinnen, Philosophen/Philosophinnen und Intellektuelle, die ein erstaunlich umfangreiches Schrifttum hervorgebracht haben. Wie standen sie zu den Vorgängen im Reich, zum Nationalsozialismus und seinen Gräueln? "Wie war es möglich, daß der Faschismus in Deutschland gesiegt hat? Gerade in Deutschland, dem Land der großen, mächtigen Arbeiterbewegung?" (Lisa Fittko). "Das Unvorstellbare geschieht, weil die Leute es sich nicht vorstellen können" (Karl Kraus). Welche gedanklichen und praktischen Reaktionen – von Ausreise, Flucht und Exil über Resignation, Verzweiflung und Selbstmord oder Wechsel politischer und religiöser Positionen bis hin zum Widerstand und Kampf – wählten sie? An Hand von Literatur und Dichtungen, Analysen und Erklärungen, Flugblättern und Protesten beschäftigen sich die Autorinnen/Autoren mit Ernst Bloch, Lion Feuchtwanger, Lisa Fittko, Valeska Gert, Kurt Hiller, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Max Raphael, Adrienne Thomas, Ernst Toller, Franz Werfel, Arnold Zweig und anderen, deren Worte auch heute noch Wirkung entfalten oder entfalten können.

Mit Beiträgen von Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Dina Bösch, Christian Bunners, Johan Dvořk, Jost Hermand, Thomas Kraft, Harald Lützenkirchen, Regine Möbius, Susanne Schmidt-Knaebel, Herbert Schmidt, Imre Török, Gerhard Wagner, Olaf Walther, Claudia Wörmann-Adam.

Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam (Hg.):
Der Sturz in die Barbarei 1933
Antworten deutschsprachiger jüdischer Künstlerinnen und Künstler
Talheimer Verlag, Juni 2011, 272 Seiten, ISBN 978-3-83976-142-5