Start Pressearchiv PM 30.05.2011 Tübinger Bücherfest 2011: Gegen das deutsche Verschweigen
PM 30.05.2011 Tübinger Bücherfest 2011: Gegen das deutsche Verschweigen

Tübinger Bücherfest 2011: Gegen das deutsche Verschweigen

Talheimer Verlag setzt sich für eine Neu-Entdeckung des Denkens von Eugen Rosenstock-Huessy ein

Für eine Renaissance und Neu-Entdeckung der Werke des Hitlergegners Eugen Rosenstock-Huessy sprach sich der Talheimer Verlag anlässlich des Tübinger Bücherfestes 2011 aus. Bei der Vorstellung des dreibändigen Hauptwerkes von Rosenstock-Huessy "Im Kreuz der Wirklichkeit – Eine nach-goethische Soziologie" wandten sich Irene Scherer und Welf Schröter gegen das "deutsche Verschweigen" gegenüber diesem Autor, der wider den Nationalsozialismus aufbegehrte und als Mentor des "Kreisauer Kreises" um James von Moltke gilt. "Wir brauchen eine Renaissance seines Denkens", forderte der Talheimer Verleger Welf Schröter. Rosenstock-Huessy habe in der Sprache der Jahrhundertwende ein außerordentliches Werk über die Geschichte des Menschen, der Zeitmessung und der Sprachkultur verfasst. Der Zeitgenosse Ernst Blochs, Paul Tillichs, Margarete Susmans, Martin Bubers und der Brüder Ehrenberg wurde im Nachkriegsdeutschland weitgehend ignoriert, weil er 1933 aus Protest gegen die Machtübergabe an Hitler Deutschland verließ und in die USA emigrierte.

So wie Christen das philosophische Werk des Atheisten Ernst Bloch lesen, so müsse der säkulare Atheismus das Hauptwerk des Christen und harten Kirchenkritikers Eugen Rosenstock-Huessy endlich zur Kenntnis nehmen.

"Im Auftrag von Freya von Moltke, der späteren Lebenspartnerin von Rosenstock-Huessy, haben wir zusammen mit einer fachlich hervorragenden Editionsgruppe an der Neuausgabe und Vervollständigung des Werkes "Im Kreuz der Wirklichkeit – Eine nach-goethische Soziologie" als "Talheimer Ausgabe" zwölf Jahre lang gearbeitet," betonte Irene Scherer vom Talheimer Verlag und hob hervor, dass "Freya von Moltke die Neu-Edition wenige Monate vor ihrem Tod dankbar und erfreut begrüßte." Eugen Rosenstock-Huessy ist ein wider-ständiger und – wie er selbst über sich sagte – ein "unreiner Denker", ein Hinterfrager des scheinbar Selbstverständlichen. Als Kritiker Ernst Blochs war er dessen Denken doch nicht unverwandt. Beide waren Schüler des Soziologen Georg Simmel. "Eugen Rosenstock-Huessy kann man mit Fug und Recht als blochianischen Gegen-Bloch bezeichnen," fügte Welf Schröter seiner Lesung aus dem Hauptwerk hinzu.

Weitere Informationen

Eugen Rosenstock-Huessy
Im Kreuz der Wirklichkeit – Eine nach-goethische Soziologie
Talheimer Ausgabe
Band 1: Übermacht der Räume; Band 2: Vollzahl der Zeiten 1; Band 3: Vollzahl der Zeiten 2.
Verbesserte, vollständige und korrigierte Neuausgabe mit Namen- und Sachregister
Herausgegeben von Michael Gormann-Thelen, Ruth Mautner, Lise van der Molen
Vorwort von Irene Scherer, Nachwort von Michael Gormann-Thelen
Talheimer Verlag, Mössingen 2009, 1964 Seiten