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PM 22.01.2009 Lesung & Gespräch

Lesung & Gespräch

Karola Bloch – Eugen Rosenstock-Huessy: Zwei Leben gegen den Nationalsozialismus

29. Januar 2009, 19.00 Uhr, Stadtbücherei Geislingen
Es lesen: Welf Schröter, Irene Scherer, Talheimer Verlag
Eine gemeinsame Veranstaltung des Zollernalbkreis Jugendring e.V., der Stadt Geislingen und des Talheimer Verlages.

Karola Bloch und Eugen Rosenstock-Huessy – zwei Menschen, die gegen den Nationalsozialismus Widerstand leisteten, die beide Deutschland verlassen mussten und in die USA gingen. Zwei Menschen, deren Biografien und Lebensleistungen Ermutigungen für Nachgeborene darstellen.

Karola Bloch, die in Polen geborene Architektin aus jüdischem Haus, die sich der kommunistischen Bewegung gegen Hitler anschloss und später mit ihrem Mann Ernst Bloch enttäuscht die DDR verließ, warnte bis zu ihrem Tod 1994 vor dem Erstarken des Antisemitismus.

Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) "Erzvater" des "Kreisauer Kreises" und Mentor der Hitlerattentäter ist in der deutschen Erinnerungsgeschichte ein vergessener Emigrant. Der Humanist und radikale Demokrat gehörte zu den schärfsten Kritikern des Nationalsozialismus. Der Universaldenker, Jurist, Journalist, Pädagoge, Soziologe revolutionierte die freie Jugendarbeit, trug zu neuen Konzepten der Arbeitsorganisation wie etwa der Gruppenarbeit bei, war Arbeitsweltredakteur bei Daimler und kämpfte mit Worten gegen die Sprache der Goebbels und Hitlers. Rosenstock-Huessy gilt zusammen mit Franz Rosenzweig als Mitbegründer des jüdisch-christlichen Dialoges. In Tübingen war Rosenstock-Huessy eine zeitlang Gast. Doch die deutsche Öffentlichkeit wollte im Nachkriegsdeutschland nicht von einem Emigranten an die Massenmorde und KZs erinnert werden. Enttäuscht wurde der Autor des großen Werkes "Das Kreuz der Wirklichkeit – Eine nachgoethische Soziologie" von der Diskussion seiner Kollegen. Er blieb in den USA. Gemeinsam mit Freya von Moltke, der Lebenspartnerin des Hitlerattentäters James von Moltke, setzte er sich in der Nachkriegszeit für eine offensive Verantwortungskultur ein, in der die Shoa nicht verdrängt sondern verantwortlich an junge Menschen berichtet wird.

"Unmündigkeit ist trotz größter zivilisatorischer und kultureller Entfaltung nach wie vor geblieben. Unsere Aufgabe ist es, unaufhaltsam aufzuklären, das Bewusstsein der Menschen wachzurütteln." (Karola Bloch)

"Die politische Witterung, die Nase für die Zukunft, der Spürsinn – das, was im Lateinischen 'investigare', vestigium: 'die Spur' steckt – das ist also die Verwurzelung in der Zukunft der Menschen und ihres Zusammenlebens ... Wer diesen Sinn pflegt, auf den wirkt die ferne Zukunft heute schon ein! ... Der, der am tiefsten unter einem Missstand an Leiden Anteil nimmt, ist den Stumpfsinnigen um ein Jahrhundert voraus." (Eugen Rosenstock-Huessy)

Im Anschluss an die Lesung besteht Gelegenheit zum Gespräch mit Irene Scherer und Welf Schröter über die Personen Karola Bloch und Eugen Rosenstein-Huessy, sowie der Bedeutung ihres Lebens, Wirkens, Denkens und Mahnens für die heute Lebenden.