Start Pressearchiv PM 20.01.2005 Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Karola Bloch in Tübingen – Erinnerungen an das Ghetto von Lodz – Talheimer Verlag kündigt Briefwechsel Bloch/Teller an
PM 20.01.2005 Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Karola Bloch in Tübingen – Erinnerungen an das Ghetto von Lodz – Talheimer Verlag kündigt Briefwechsel Bloch/Teller an

Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Karola Bloch in Tübingen – Erinnerungen an das Ghetto von Lodz – Talheimer Verlag kündigt Briefwechsel Bloch/Teller an

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Karola Bloch lädt der Talheimer Verlag in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung im Cottahaus "Die Gruppe" für Donnerstag 27. Januar 2005 um 18.00 Uhr zur Veranstaltung "Ein Leben in aufrechter Haltung"

Mit Vorträgen und Lesungen will der Verlag an die Lebensgeschichte und das politische Wirken der Polin, Architektin, Sozialistin und Jüdin Karola Bloch erinnern. Als besonderer Gast wird Jens-Jürgen Ventzki, Sohn des damaligen NS-Oberbürgermeisters von Lodz, begrüßt. Die Verwaltung des Ghettos von Lodz lag in der Verantwortung von Ventzkis Vater. Auch die Eltern Karola Blochs waren dort interniert, bevor sie über Warschau nach Treblinka deportiert wurden. Jens-Jürgen Ventzki spricht über das Ghetto von Lodz und die unabdingbare Erinnerung an den Holocaust.

Die langjährige Freundin und Herausgeberin Karola Blochs, Anne Frommann, spricht "Über das Aushalten von Widersprüchen und Enttäuschungen". Jens-Jürgen Ventzki benennt "Die Schuld der NS-Täter und die Verantwortung der Nachgeborenen". Der Herausgeber und Verleger von Karola Blochs Schriften, Welf Schröter, liest aus Texten unter dem Motto "Ich gehe zu jenen, die mich brauchen, nicht zu denen, die ich brauche" (Karola Bloch). Am 27. Januar 2005 jährt sich zum sechzigsten Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Zum 100. Geburtstag veröffentlicht der Talheimer Verlag den bislang unbekannten Briefwechsel zwischen Ernst und Karola Bloch sowie Jürgen und Johanna Teller. Die zahlreichen Briefe zwischen Leipzig und Tübingen wechselten in der Zeit zwischen 1961 und 1988 durch die Mauer. Unter den Decknamen "Marcion" und "Polonia" korrespondierten die Blochs mit ihrem ehemaligen Assistenten "Tellheim", der von der SED bedrängt, drangsaliert und verfolgt wurde. Der Band "Durch die Mauer" – herausgegeben von Johanna Teller und Hubert Witt – erscheint im Laufe des Jahres 2005.

Am 22. Januar 2005 jährt sich zum einhundertsten Mal der Geburtstag von Karola Bloch, der Polin, Jüdin, Widerstandskämpferin und Anhängerin eines "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Karola Bloch wurde als Tochter des jüdischen Ehepaares Maurycy und Helena Piotrkowski in Lodz (Polen) geboren. Schon früh registrierte sie die erheblichen sozialen und materiellen Unterschiede zwischen ihrer gutbürgerlichen Familie und den in Armut lebenden Arbeitern in der Textilfabrik ihres Vaters. Sie lebte zeitweise in Moskau und im Berlin der 20er Jahre. Sie entschied sich für den Beruf einer Architektin. Als zwölfjährige erlebte sie die Russische Revolution in Moskau. Sie studierte in Berlin und Zürich. Kennengelernt haben sich Ernst und Karola Bloch in Heidelberg. Stationen ihrer gemeinsamen Flucht waren Zürich (1933), Wien, wo sie 1934 heirateten, Paris, Prag, New York (ab 1938) und Cambridge (Massachusetts). Während der Nazi-Zeit fuhr sie unter einem Tarnnamen durch das "Reich", um Widerstandskämpfer mit Informationen zu versorgen. In Treblinka wurden ihre Eltern und ein großer Teil ihrer Familie ermordet. 1949 gingen sie nach Leipzig. Ende der zwanziger Jahre hatte sie sich der KPD angeschlossen, um gegen Hitler vorzugehen. Im Januar 1957 wurde sie wegen ihrer offenen Sympathie mit der Rebellion in Polen und dem Aufstand in Ungarn aus der SED ausgeschlossen. Ernst und Karola Bloch hatten von nun an Publikationsverbot in der DDR. 1961 verließen beide die DDR und wohnten bis zu ihrem Tod in Tübingen. In Tübingen war Karola Bloch auch nach dem Tod ihres Mannes (am 4. August 1977) politisch aktiv und setzte sich für die Rechte benachteiligter Menschen und Gruppen ein. Karola Bloch schloss sich der Studentenbewegung an, wandte sich gegen den Vietnamkrieg und nahm Kontakt zu Rudi Dutschke auf. Sie unterstützte die Charta 77 und den Aufstand in Nicaragua gegen die dortige Diktatur. 1981 protestierte sie gegen die Ausrufung des Kriegrechtes in Polen. Ihr Herz schlug für Solidarnosc und später für die "Montagsdemonstrationen" in Leipzig. Karola Bloch arbeitete in der Friedensbewegung und half "Frauen gegen Männergewalt". Bis zu ihrem Tod am 31. Juli 1994 galt ihre Energie dem Widerspruch gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Neonazismus.

Programmfaltblatt zur Veranstaltung am 22. Januar 2005 in Ludwigshafen (pdf-Datei)