Start Pressearchiv PM 05.12.2003 Neuerscheinung: Herbert Binder – Wir waren doch gar nicht so schlecht
PM 05.12.2003 Neuerscheinung: Herbert Binder – Wir waren doch gar nicht so schlecht

Neuerscheinung: Herbert Binder – Wir waren doch gar nicht so schlecht

Stationen in der Geschichte der Tübinger Postgewerkschaft

Herbert Binders persönlich-politischer und sehr engagierter Erfahrungsbericht mit regionalgeschichtlichem Hintergrund trägt ein starkes soziales Leitmotiv: "In manchen Kreisen gilt es gegenwärtig als chic, den Begriff 'Solidarität' verächtlich zu machen. Die Solidarität, das Gefühl, zur Gemeinschaft zu gehören und sich mit seiner Persönlichkeit einzubringen, ist das Bindeglied zwischen den Menschen. Wenn einem Gemeinwesen das soziale Denken verloren geht, ist es krank, denn Mensch sein heißt, sozial zu sein."

Dieses politische Buch beschreibt das jahrzehntelange Ringen von Menschen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und um soziale Sicherheit. Die Tübinger Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Postgewerkschaft (heute ver.di) haben in beispielhafter Weise Solidarität erlernt, praktiziert und weitergegeben. Gemeinsam durchschritten sie Tiefen und Höhen eines sozialen Widerstandes gegen Rationalisierung und einseitiges Gewinnstreben. Ihre Proteste und ihre Aktionen entzündeten sich zwar immer wieder an materiellen Auseinandersetzungen. Letztlich aber ging und geht es ihnen um den Respekt, um das Respektiertwerden, um die Würde des arbeitenden Menschen. Sie hatten für sich eine solidarische Kultur geschaffen, die es möglich machte, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.

Die Tübinger Postgewerkschaft hat vorgelebt, wie gewerkschaftliche Arbeit aussehen kann. Der Autor drückt es in seinen Worten aus: "Gewerkschaften und Funktionäre müssen den Mitgliedern dienen, wer über sie herrschen will, ist fehl am Platz." Herbert Binder kommt das große Verdienst zu, dass er einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsschreibung von unten geleistet hat. Er hat dies zurückhaltend und bescheiden getan. Für ihn war und ist sein Handeln selbstverständlich, getreu seinem Grundsatz: "Für etwas einzutreten, was man als richtig und notwendig erachtet, ist eine Tugend, die gepflegt werden muss."

Herbert Binder wurde am 1. Mai 1937 in Reutlingen geboren. 1954 trat er in den Postdienst ein. Von 1969 bis Ende April 2002 war er ununterbrochen Personalrats- und Betriebsratsvorsitzender, die längste Zeit beim Postamt Tübingen und zuletzt im regionalen Briefzentrum in Reutlingen. Er war viele Jahre lang Vorsitzender der früheren Deutschen Postgewerkschaft in Tübingen. Außerdem gehörte er dem DPG-Bezirksvorstand Tübingen (1971–1977) und später dem DPG-Bezirksvorstand Stuttgart (1977–2001) an. Nach Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di leitete Herbert Binder den Fachbereich "Postdienste, Speditionen und Logistik" in der Region Neckar-Alb.

Herbert Binder, Wir waren doch gar nicht so schlecht, Stationen in der Geschichte der Tübinger Postgewerkschaft, Talheimer Verlag, Mössingen-Talheim 2003, gb., 176 Seiten, 15,00 Euro, ISBN 3-89376-107-1