Start Pressearchiv PM 20.12.1998 Rhetorischem Seminar Mißbrauch des Namens Bloch vorgeworfen
PM 20.12.1998 Rhetorischem Seminar Mißbrauch des Namens Bloch vorgeworfen

Rhetorischem Seminar Mißbrauch des Namens Bloch vorgeworfen

Jan Robert Bloch und Talheimer Verlag werfen dem Rhetorischen Seminar der Universität Tübingen einen nicht hinnehmbaren Mißbrauch des Blochschen Namens vor

Als rufschädigend und maßlos bezeichnen Jan Robert Bloch, Vertreter der Erbengemeinschaft Ernst und Karola Blochs, und der Talheimer Verlag die Äußerung des Rhetorischen Seminars der Universität Tübingen, mit der die fragwürdige Erhebung der Walserschen Entgleisung zur sogenannten "Rede des Jahres" nun auch noch unter Rückgriff auf den Philosophen Ernst Bloch gerechtfertigt wird. Jan Robert Bloch und der Talheimer Verlag fordern das Rhetorische Seminar auf, die Äußerung umgehend zurückzunehmen.

"Der Versuch, die Bekanntheit Blochs heranzuziehen, um einer Schluß-Strich-Mentalität das Wort zu reden und einen zweifelhaften Weg der 'Normalisierung' in der Erinnerungsarbeit anzubahnen, stellt einen nicht hinnehmbaren Mißbrauch des Namens Bloch dar", erklärt Jan Robert Bloch. Die Herausgeber und Verleger der Werke Karola Blochs, die Geschäftsführenden des Talheimer Verlages, Irene Scherer und Welf Schröter, bezeichnen es als einen "menschlich nicht mehr nachvollziehbaren Vorgang, wenn Angehörige von KZ-Opfern nach ihrem Tod zu Kronzeugen der neuen Geste des 'Wegsehens' gemacht werden sollen."

Ernst und Karola Bloch mußten ihren Widerstand gegen den Nazi-Staat mit ihrer Flucht und jahrelangem Exil bezahlen. Die Familie Karola Blochs wurde im KZ grausam ermordet. Bis zu ihrem Tod (1977/1994) forderten Ernst und Karola Bloch die stetige öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der NS-Diktatur und deren Folgen. Sie wehrten sich in vielfältiger Weise gegen eine billige Haltung eines Sich-Nicht-Mehr-Erinnern-Wollens.

Das Rhetorische Seminar der Universität Tübingen hatte in die Kontroverse zwischen Walser und Bubis eingegriffen und die Paulskirchenrede Walsers zur "Rede des Jahres" gekürt. Am 19. Dezember 1998 schob der Leiter des Seminars die zusätzliche Begründung nach: "Ernst Bloch hätte genauso geredet wie ich."