Inhaltsverzeichnis
Francesca Vidal
Mögliches Erbe an Blochscher Bauhaus-Kritik. Ein Vorwort
Rainer E. Zimmermann
Topoi der Architektur. Zur approximativen Harmonie der Raumgestaltung oder: Bauhaus Revisited
Jan Robert Bloch
Bauhaus, Ornament, Utopie
Burghart Schmidt
Erinnerungen ans Bauhaus in Blochscher Perspektive und was damit zusammenhängt
Johan Siebers
The Sublation of Architecture
Günter Neubauer
Neues Bauen und Wohnen in Wien
Hermann Berner, Richard Scherer
Einige Überlegungen zur Ästhetik der Pausa und ihrem Verhältnis zum Bauhaus
Welf Schröter
Karola Bloch und das Bauhaus
Roger Behrens
Bloch, Bauhaus, Brasília, Bossa Nova. Ein Thesenpapier zur Diskussion
Joachim Lucchesi
Das Tönen der Bilder. Musik am Bauhaus 1919–1933
Bernhard E. Bürdek
From function to meaning: In the long run everything is Design
Stephan Pinkau
Programmierung von Architektur
Rainer E. Zimmermann
Institut für Kommunikation und Design an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München
Annette Zehnter
Das Erbe bewahren und aktualisieren – Arbeit und Ziele der Stiftung Bauhaus Dessau
Irene Scherer
Impulse des Löwenstein-Forschungsvereins
Anhang: Rezensionen
Rainer E. Zimmermann
Anna Czajka: Poetik und Ästhetik des Augenblicks
Rainer E. Zimmermann
Elmar Locher (ed.): Ernst Bloch. Spuren. Lektüren
Bloch-Jahrbücher bei talheimer
Aus dem Vorwort:
„Wenn Ernst Bloch über Träume oder Wunschbilder spricht, die den Anschein erwecken, ganz nahe an ihrer Erfüllung zu sein, trotzdem aber ein Unbehagen ihnen gegenüber zeigt, dass dem wohl nicht so ist, nutzt er die Wendung ,Etwas fehlt aus Bertolt Brechts Oper ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‘. Die Erfahrung des Mangels und die der Vergänglichkeit sind für Bloch Hinweise, dass eine wirkliche Erfüllung, ein tatsächliches Zusammengehen von Subjekt und Objekt, noch ausstehen. Einem Werk, dem es gelänge den Anschein zu erwecken, abgerundet oder fertig zu sein, ließe sich zwar nachsagen, dass es durchaus gelungen sein mag, durch ‚veritable Kunstfertigkeit‘ den Anschein von einer Harmonie des Ganzen zu erwecken, dies aber Vor-Schein nur verdecken könne. Denn nur da, wo Homogenes als gebrochen, fragmentarisch, mithin unabgegolten bewusst kenntlich gemacht würde, könne es zum Korrelat einer Welt werden, die unfertig ist und in der alle ihre Gestaltungen Fragmente sind. […]
Für Bloch ist die Entwicklung des Bauhauses weg von den expressionistischen Inhalten des Weimarer Werkbundes hin zur Ästhetik der klaren, sachlichen und zweckmäßigen industriellen Formgebung, die der Weltgeltung der Industrie genügen sollte, eine, die dem Wagnis zu unterliegen drohe, unmittelbar dem kapitalistischen Denkstil zu entsprechen. Es entstände der Eindruck als seien Unterschiede auch in sozialen und kulturellen Figurationen nur noch eine Frage der Formen der Zusammenfügung so wie die Fertigteile der maschinellen Produktion. Damit bestände die Gefahr, die Fassade so vollkommen aufrechtzuerhalten, dass alle Bruchstellen, in denen ein zukünftiges Anderssein sich kenntlich mache, übertüncht würden. Hinter genormter Technik jedoch verschwänden keine objektiven Widersprüche, demnach bliebe der Eindruck von Klassenlosigkeit, so wie ihn die Norm der Fertigteile suggeriere, bloßer Schein.
Tatsächlich hatten Vertreter des Bauhauses den Anspruch, durch ihre Bauformen gesellschaftliche Unterschiede zu beseitigen, wie etwa die Devise ‚Volksbedarf statt Luxusbedarf‘ des Dessauer Bauhaus-Direktors Hannes Meyer zu erkennen gibt, der gerade deshalb die Zusammenarbeit mit der Industrie forcieren wollte. So unterschiedlich die verschiedenen Richtungen des Bauhauses auch sein mochten, alle wollten durch ihre künstlerischen Mittel die Gesellschaft verändern. Allerdings warnte Walter Gropius noch bei Gründung der Ulmer Hochschule für Gestaltung, die sich als Nachfolgeschule des Bauhauses in der Bundesrepublik ansah, dass eine Schule sich für die Politik oder für die Kunst zu entscheiden hätte, wenn es nicht zum Streit um die Ausrichtung der Schule kommen solle. Es ist dies ein Hinweis, dass im Bauhaus trotz aller Politisierung immer das Primat Gestaltung herrschte.“