Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann,
Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam
Vorwort
Dina Bösch
Der Sturz in die Barbarei 1933. Antworten deutschsprachiger jüdischer Künstlerinnen und Künstler
Wolfgang Beutin
„Doch wir, sagten wir, wir ergeben uns nicht.“ Jüdische Künstlerinnen nehmen die Partei des Lebens gegen die Partei des Todes
Johan Dvorák
Karl Kraus, die österreichische Tradition der Barbarei und der Nationalsozialismus
Gerhard Wagner
Liebe, Freundschaft, Propaganda. Hollywoods „Casablanca“ und die deutsch-jüdische Filmemigration
Claudia Wörmann-Adam
Vom Paradies in die Hölle. Deutschsprachige Intellektuelle im südfranzösischen Exil
Regine Möbius
„Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Der Herausgeber Max Brod und Kafkas Visionen der Barbarei
Susanne Schmidt-Knaebel
Schreiben rettet ein Leben. Ilse Aichingers Roman „Die größere Hoffnung“
Christian Bunners
Auf dem Wege zu einem „neuen Weltbewußtsein“. Politik, Humanität und Religion bei Franz Werfel
Harald Lützenkirchen
Gewarnt, gefoltert, geflüchtet. Der Leidensweg des Schriftstellers Kurt Hiller
Imre Török
Erbschaft und Schicksal. Walter Benjamin und Ernst Bloch, philosophisch-politische Mahner vor dem Faschismus
Heidi Beutin
„Wenn das Joch der Barbarei drückt, muß man kämpfen und darf nicht schweigen.“ Ernst Toller (1893–1939) –
Sozialist, Revolutionär, Pazifist
Olaf Walther
„Es lohnt nicht – so tief kann man nicht schießen.“ Kurt Tucholskys literarischer Kampf gegen Diktatur und Krieg
Thomas Kraft
Jakob Wassermann – kein Weg als Deutscher und Jude
Heinrich Bleicher-Nagelsmann
Arbeiter, Kunst und Künstler. Max Raphael und seine ‚Kunsttheorie‘ am Vorabend des ‚Weltbrandes‘
Jost Hermand
„Uns wird schon nichts passieren!“ oder: Über die jüdische Illusion, nach dem 30. Januar 1933 weiterhin in einem „Rechtsstaat“ zu leben. Zur Kritik dieser Haltung in Ferdinand Bruckners „Die Rassen“ (1934) und Friedrich Wolfs „Professor Mamlock“ (1934)
Heinrich Bleicher-Nagelsmann
Für Jost Hermand. Eine Laudatio
Autorinnen und Autoren
Aus dem Vorwort
„Wie war es möglich, daß der Faschismus in Deutschland gesiegt hat? Gerade in Deutschland, dem Land der großen, mächtigen Arbeiterbewegung?“ (Lisa Fittko). „Das Unvorstellbare geschieht, weil die Leute es sich nicht vorstellen können“ (Karl Kraus). Welche gedanklichen und praktischen Reaktionen – von Ausreise, Flucht und Exil über Resignation, Verzweiflung und Selbstmord oder Wechsel politischer und religiöser Positionen bis hin zum Widerstand und Kampf – wählten sie? An Hand von Literatur und Dichtungen, Analysen und Erklärungen, Flugblättern und Protesten beschäftigen sich die Autorinnen / Autoren mit Ernst Bloch, Lion Feuchtwanger, Lisa Fittko, Valeska Gert, Kurt Hiller, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Max Raphael, Adrienne Thomas, Ernst Toller, Franz Werfel, Arnold Zweig und anderen, deren Worte auch heute noch Wirkung entfalten oder entfalten können.
Der Philosoph und Gegner des Nationalsozialismus Ernst Bloch sah die Gefahren des Hitler-Staates früh voraus. In seinem Werk ‚Erbschaft dieser Zeit‘ legte er Grundlagen für sein späteres Hauptwerk ‚Das Prinzip Hoffnung‘. Imre Török, Vorsitzender des Schriftstellerverbandes würdigt in dem aktuellen Band ‚Der Sturz in die Barbarei‘ die Bedeutung Blochs für den Widerstand gegen das NS-Reich: „Zukunft und Erbschaft sind im Denken von Bloch engstens miteinander verflochten. Und gerade mit diesem Ansatz kann er das ‚Dritte Reich‘, das ‚Tausendjährige Reich‘ am treffendsten entlarven. Und tut das, warnend, bereits vor der Machtergreifung Hitlers und besonders intensiv in seinen Schriften in den dreißiger Jahren.“
Imre Török, der in Tübingen bei Ernst Bloch studierte, betont die Zusammenhänge im Werden des Blochschen Denkens: „Das philosophische Hauptwerk von Ernst Bloch ‚Das Prinzip Hoffnung‘, dieses große und großartige Werk entsteht ab 1938. Der Entwurf seines Denkens, das Ideengerüst und die Analyse des Hoffnungsbegriffes findet sich jedoch bereits in früheren Werken, so in ‚Geist der Utopie‘, in der Monographie ‚Thomas Münzer als Theologe der Revolution‘ und insbesondere in ‚Erbschaft dieser Zeit‘. […] Doch Hoffnung als utopische Funktion, der Tagtraum als Keimzelle utopischen Denkens, die Ontologie des Noch-Nicht-Seins, das werdende Neue, das Prinzip Hoffnung also, wird bereits in ‚Erbschaft dieser Zeit‘ mitgedacht.“