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sammlung kritisches wissen - Band 47

Mathias Richter, Inka Thunecke (Hg.)

Metamorphosen der Utopie
Rückblicke und Ausblicke nach Europa

Autobiographische Gespräche mit Karol Modzelewski, Dawid Warszawski, Helena Luczywo, Radoslaw Gawlik, Jan Litynski, Jirí Dienstbier, Petr Uhl, Jirina Šiklovà, Jaroslav Šabata, Miroslav Kusý, Martin M. Šimecka, György Dalos, János Kis, Gábor Havas, János Vargha, István Eörsi

2005, 400 Seiten, br., 38,00 €
ISBN 978-3-89376-111-1 [ISBN 3-89376-111-X]

Europa verändert sich. Neue Länder sind der Europäischen Union beigetreten. Die meisten davon bringen als ehemalige Warschauer-Pakt-Staaten die besondere historische Erfahrung des Widerstandes und der Befreiung von einem staatssozialistischen Herrschaftsmodell mit. Sie bringen aber auch besondere kulturelle Traditionslinien Europas zurück, die mit dem Zweiten Weltkrieg und der darauf folgenden Teilung der Welt abgerissen sind. Europa erhält damit nicht nur geografisch, sondern auch kulturell eine neue Dimension. Welche utopischen Potenziale hat ein Vereintes Europa?

sammlung kritisches wissen - Band 47
( Talheimer Verlag )

€ 38.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort

Mathias Richter, Inka Thunecke
Einleitung

 

Polen

Gdansk 1980: Polens Arbeiter gegen den Arbeiterstaat – Einleitung

Karol Modzelewski
Der Mythos von Solidarnosc

Dawid Warszawski (Konstanty Gebert)
Europa ist wie Sozialismus – eine gute Idee

Jan Litynski
Hoffnung auf eine solidarische Zivilgesellschaft

Helena Luczywo
Von den USA lernen …

Radoslaw Gawlik
Mit offenem Visier

 

Tschechien

Prag 1968: Die Sehnsucht der Tschechen nach Demokratie – Einleitung

Jirí Dienstbier
Während der Revolution ist keine Zeit zum Träumen

Petr Uhl
Kapitalismus mit menschlichem Antlitz

Jirina Šiklová
Feminismus – Die Ost-Version

Jaroslav Šabata
Eine postimperiale Konstellation

 

Slowakei

Bratislava 1968: Das Streben der Slowaken nach Souveränität – Einleitung

Miroslav Kusý
Der Nationalismus von 1968

Martin M. Šimecka
Zum Dissidenten geboren

 

Ungarn

Budapest 1956: Ungarns langer Weg in die Marktwirtschaft – Einleitung

György Dalos
Menschenrechte und Würde

János Kis
Die Kosten bürgerschaftlichen Engagements

Gábor Havas
Aus der Krise in die Krise

János Vargha
Ohne Notausgang – gefangen in der Technosphäre

István Eörsi
Die Westerweiterung der Utopie

 

Anhang

Abkürzungen/Glossar

Personenverzeichnis

Chronologie

Literaturverzeichnis

Interviewer

 

Die Europäische Union hört auf, ein allein westeuropäisches Projekt der Nachkriegsgeschichte zu sein. Mit den osteuropäischen Beitrittsländern kommen nicht nur neue Staaten, Märkte und Bürger in die EU. Mit ihnen kommen Weltanschauungen, Mentalitäten, kulturelle Identitäten, geschichtliche Erfahrungen und nicht zuletzt Werte, politische Zielvorstellungen und Utopien, die sich von denjenigen der Westeuropäer zum Teil deutlich unterscheiden. Es ist ein neues/altes Stück Europa mit seinen besonderen Brüchen und Widersprüchen, das 1989 in die Geschichte zurückkehrte und nun Teil der EU ist.

 


Aus der Einleitung:

 

„Zwischen diesen beiden Zeitpunkten, dem Fall der Berliner Mauer und dem Beitritt zur EU, haben diese Länder einen rasanten gesellschaftlichen Wandel erlebt. Der Zusammenbruch des Realsozialismus hat in diesen Ländern nicht nur die politische und ökonomische Realität abrupt verändert, es hat auch ein Umbruch im Denken über die Realität stattgefunden. Die demokratischen Revolutionen in den ehemaligen Warschauer-Pakt-Mitgliedsstaaten haben für die Menschen dieser Länder die Chance zur Realisierung lang gehegter Träume, Wünsche und Hoffnungen mit sich gebracht. Zugleich war der Prozess aber nicht zuletzt auf wirtschaftlicher Ebene für viele auch mit schmerzlichen Enttäuschungen verbunden. Mit der Durchsetzung von Freiheit und Menschenrechten ging auch das Ende vieler Utopien einher - einerseits weil ein Teil ihrer Geltungsansprüche endlich eingelöst wurde, andererseits verschwand aber auch manche Alternative zum Bestehenden, die einst erdacht und für die gekämpft wurde, kaum dass sie endlich realisierbar erschien, von der politischen Tagesordnung.

Mehr als anderthalb Jahrzehnte nach dem Mauerfall sieht es so aus, als ob von den Utopien von damals nicht mehr viel übrig geblieben ist. Sind sie tatsächlich auf der Strecke geblieben? Oder sind andere, möglicherweise neue Utopien an deren Stelle getreten? Welchen Gehalt haben sie heute? Haben sie mit denen von gestern noch etwas zu tun? Fragen, die sich angesichts einer im Westen bereits Mitte der 80er-Jahre diagnostizierten ‚Erschöpfung utopischer Energien‘ heute, vor dem Hintergrund einer sich scheinbar alternativlos entwickelnden ökonomischen Globalisierung und der damit einhergehenden Zwänge, um so schärfer stellen.“ 

 

„In allen Gesprächen geht es um mögliche utopische Potenziale eines Vereinten Europas und die Frage, welche politische Rolle die um die osteuropäischen Länder erweiterte EU künftig nach innen und nach außen spielen könnte. So unterschiedlich die Antworten auf einzelne Fragen ausgefallen sind, eine Botschaft ist fast allen Interviews zu entnehmen: Der aus westeuropäischer Sicht so selbstverständlich als ‚Osterweiterung‘ verstandene Beitritt der osteuropäischen Länder zur EU muss mindestens in kultureller, möglicherweise aber auch in politischer Hinsicht auch als ‚Westerweiterung‘ verstanden werden. Darauf möchte das vorliegende Buch aufmerksam machen und einen Beitrag dazu leisten, die Verschränkung zweier Traditionslinien zu denken und nach ihrem (multi-)kulturellen und politischen Potenzial für die Identität eines neuen Europas zu befragen.“ (Mathias Richter, Inka Thunecke)










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