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sammlung kritisches wissen - Band 29

Jan Robert Bloch, Anne Frommann, Welf Schröter (Hg.)

Briefe durch die Mauer
Briefwechsel 1954–1994 zwischen Ernst und Karola Bloch sowie Jürgen und Johanna Teller

2009, 344 Seiten, br., 32,00 €
ISBN 978-3-89376-113-5 [ISBN 3-89376-113-6]

In der Zeit, als Ernst und Karola Bloch in Leipzig lebten und Ernst Bloch an der Universität lehrte, begann eine enge Freundschaft zu Jürgen Teller, dem Bloch-Schüler, sowie Johanna Teller. Nachdem 1961 die Blochs Leipzig verließen, um in Westdeutschland zu bleiben, setzte sich die Freundschaft in einem jahrzehntelangen deutsch-deutschen Briefwechsel fort. Um der DDR-Zensur und der StaSi zu entgehen, schrieben sich die Briefpartner über Decknamen. Erstmals wird diese umfangreiche politische und private Korrespondenz öffentlich zugänglich. Hier trifft sich die „andere“ DDR mit der „anderen“ BRD: Ein Dialog jener, die in ihren jeweiligen Gesellschaften zu Andersdenkenden wurden.

 


sammlung kritisches wissen - Band 29
( Talheimer Verlag )

€ 32.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis

 

Marcion, Minna, Polonia und Tellheim. Deutsch-deutscher Briefwechsel einer Freundschaft unter verlegerischem Blick
Von Irene Scherer und Welf Schröter

Aus meinem Leben (Auszug) (1981)
Von Karola Bloch

An das Amt für Opfer des Faschismus (1950)
Von Karola Bloch

Karola Bloch – Die große alte Dame der Linken (1989/90)
Von Jürgen Teller

 


Briefwechsel 1954–1998
Ernst & Karola Bloch mit Jürgen & Johanna Teller

Korrespondenzen aus der Zeit 1954 bis 1961

Korrespondenzen aus der Zeit 1961 bis 1977

Korrespondenzen aus der Zeit nach 1977

 

Anhang

Personenverzeichnis

 

Die Briefe wurden von der Redaktion in drei Zeitphasen gegliedert. Die „Korrespondenzen aus der Zeit 1954 bis 1961“ enden mit dem Mauerbau und der Übersiedelung der Blochs nach Tübingen. Die „Korrespondenzen aus der Zeit 1961 bis 1977“ zeichnen die Lebensschritte bis zu Blochs Tod am 4. August 1977 nach. Darauf folgen „Korrespondenzen aus der Zeit nach 1977“, in denen vor allem das schriftliche Gespräch zwischen „Tellheim“ und „Polonia“ in den Vordergrund rückt.

 

„Ernst und Karola Bloch hatten Europa auf der Flucht vor den Nationalsozialisten verlassen müssen. Sie lebten in den USA in der Emigration, bis die Leipziger Universität nach Ende des Krieges einen Ruf an Bloch erteilte. Die Angehörigen von Karola Bloch waren im Konzentrationslager ermordet worden. Dennoch kam sie mit ihrem Mann nach Europa zurück, weil sie sich in der DDR ein besseres Deutschland erhoffte. Dies stellte sich jedoch schon nach nur wenigen Jahren als Illusion heraus. Beide Blochs warben dennoch für einen offenen Sozialismus, gerieten in Widerspruch zur Parteilinie und solidarisierten sich mit den ungarischen und polnischen Aufständischen 1956. Mutige junge Menschen, die einen offenen Weg zu ihrer besseren Gesellschaft suchten, wurden von ihnen angezogen. Einer von ihnen war Jürgen Teller, der erst Schüler, dann wissenschaftlicher Assistent und Dialogpartner und letztlich persönlicher Freund Ernst Blochs wurde. Seine Treue und Loyalität zu seinem Lehrer brachten ihn in harte Konflikte mit der DDR-Obrigkeit. Mit der Zerstörung seiner wissenschaftlichen Laufbahn, mit Bespitzelungen und zahlreichen Drangsalierungen mussten er und seine Familie die tiefe Bindung an die Philosophie der Hoffnung Blochs bezahlen. Das Berufs- und Publikationsverbot der SED von 1956/57 gegen die Blochs wurde schrittweise auf den Schüler ausgedehnt. Als 1961 während des Mauerbaus Ernst und Karola Bloch nicht in die DDR zurückkehren wollten, mussten sie ihren engsten Partner Jürgen Teller in Leipzig zurücklassen. Diese abrupte Trennung, dieser Schock und diese Verlustschmerzen flossen ein in einen besonderen Briefwechsel, der trotz DDR-Staatssicherheit und trotz größter Schwierigkeiten über viele Jahre hinweg von Ost nach West, von West nach Ost unter Decknamen durch die Mauer hindurch aufrecht erhalten werden konnte.“ (Aus der Einleitung)

 

„Die vorliegenden rund zweihundert Briefe erstrecken sich von 1954 bis 1998. Sie folgen dem Tellheim-Leitmotiv ‚Von der Macht Blochscher Philosophie so absolut gefangen‘. Sie stoppen ein Jahr vor Jürgen Tellers Tod. 1977 war Ernst Bloch gestorben und im Sommer 1994 endete das Leben von Karola Bloch. Nicht alle Briefe sind erhalten. Manche wurden abgefangen, andere wurden aus Angst vor Hausdurchsuchungen so sicher verwahrt, dass sie bis heute unauffindbar sind. Die gefundenen Dokumente entstammen dem Nachlass Jürgen Tellers, dem Nachlass von Karola Bloch, dem Ludwigshafener Bloch-Archiv und dem Talheimer Verlag. Sie erscheinen in diesem Band zum ersten Mal annähernd vollständig und in chronologischer Reihenfolge. Da die Briefe zum Teil bewusst ohne Anrede oder Unterschrift, mit Decknamen, unter gewollter Weglassung der Datierung versandt wurden und immer wieder mehrere Wochen bis zum Eintreffen am Ziel unterwegs waren, musste die Reihung und zeitliche Zuordnung zum Teil aus den Inhalten erschlossen werden. Zur besseren Lesbarkeit wurden die gesamten Briefinhalte in die heutige Schreibweise übertragen und – insbesondere in der Schreibweise des jeweiligen Datums – angeglichen. Die Redaktion des Bandes – Irene Scherer und Welf Schröter vom Talheimer Verlag – hat die Briefe mit fast eintausend Fußnoten versehen, um für heutige Leserinnen und Leser eine bessere Verständlichkeit zu erreichen. Viele Namen und Begriffe der damaligen Zeit bedurften der Erläuterung, um die Brisanz der Aussagen für heutige Betrachter offen zu legen. Doch die Redaktion hat auch reduzierend eingegriffen: In mehreren Briefen – insbesondere der Kinder – wurden allzu privatpersönliche Erläuterungen herausgenommen und mit einem Auslassungszeichen kenntlich gemacht.“ (Aus der Einleitung)










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