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reihe nut e.V. - Band 02

Dagmar Heymann (Hg.)

Elfenbisse
Feministische Naturwissenschaft

Mit Beiträgen von Jenny Kien, Ester Tamm, Dagmar Heymann, Rosemarie Rübsamen, Petra Seibert, Eva Sassen, Gudrun Fischer und einem Autorinnenkollektiv

1995, 168 Seiten, br., 24,00 €
ISBN 978-3-89376-056-5 [ISBN 3-89376-056-3]

Die Autorinnen dieses Bandes nehmen Partei für Denkansätze einer feministischen Naturwissenschaft. Sie üben als Wissenschaftlerinnen Kritik an den herrschenden Formen der Natur- und Ingenieurwissenschaft. Der feministische Ansatz rückt hierbei den subjektiven Standpunkt in den Vordergrund, „wissenschaftliche Grundlagen“ wie scheinbare Objektivität, Neutralität und Unpersönlichkeit werden hinterfragt.

reihe nut e.V. - Band 02
( Talheimer Verlag )

€ 24.00 (inkl. 7 % MwSt.)


Inhaltsverzeichnis 

Einleitung

Autorinnenkollektiv
Feministische Naturwissenschaft – eine Einführung

Jenny Kien
Ist ‚unkonventionelle‘ Forschung von Frauen feministische Naturwissenschaft?

Ester Tamm
Naturwissenschaft und Geschlechterrolle oder: Wie wir aus einer Tugend wieder eine Not machen

Dagmar Heymann 
Jungfrauen und Killer – die Macht der Darstellung in der Biologie

Rosemarie Rübsamen
Die Physik – Elemente zu einer feministischen Wissenschaft

Petra Seibert
Ist die Meteorologie eine feministische Musterwissenschaft?

Eva Sassen
Von der Bewegung zur Wissenschaft zur Bewegung … Gelten die Postulate zur Frauenforschung auch in der biologischen Forschung?

Gudrun Fischer
Die Geschichte der feministischen Professur in den Naturwissenschaften an der Universität Bremen


Aus der Einleitung:

„Feminismus und Naturwissenschaft – ‚Es ist, als wollte man aus dem Heckfenster sehen, um dabei zuzuschauen, wie man den Bus schiebt, in dem man fährt.‘ Diese Worte fand Ruth Hubbard, eine Biologin, die nach einer langen Wissenschaftskarriere sich zu einer kompetenten feministischen Kritikerin entwickelt hat. Wir haben es mit einem wirklich ‚verrückten‘ Unternehmen zu tun. Daß es so verrückt erscheint, liegt weniger am Feminismus als an der heute praktizierten Naturwissenschaft, die immer noch an überkommenen Vorstellungen von Objektivität, Neutralität und Unpersönlichkeit festhält. Der feministische Ansatz, der explizit den eigenen Standpunkt, die gesellschaftlichen Voraussetzungen und die historische Eingebundenheit jeglicher Wissenschaft betont, entzieht deshalb diesem traditionellen Unternehmen den Boden unter den Füßen.

Feministisches Nachdenken von Naturwissenschaftlerinnen über ihr eigenes Fach geht aus von den eigenen täglichen Erfahrungen. Es geht häufig aus von unserer Erfahrung als Fremde in einer Welt, in der wir nicht vorgesehen sind. Anders als bei feministischen Gesellschaftswissenschaftlerinnen, die sich die Naturwissenschaft als Forschungsobjekt ausgesucht haben, geht es für uns bei diesem Unternehmen früher oder später auch um unsere Existenz als Naturwissenschaftlerinnen, da wir mit unserem Nachdenken an den eigenen Grundlagen rütteln.

Außerdem geschieht unser Nachdenken weitgehend ‚nebenbei‘. Keine der Autorinnen dieses Buches betreibt die feministische Naturwissenschaft als bezahlten Beruf. Sie arbeiten in teilweise ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen, die wenig bis keinen Raum für feministische Kritik lassen, sind freiberuflich oder arbeitslos. Keine von uns konnte oder wollte sich (bis jetzt) im ‚Elfenbeinturm‘ der feministischen Wissenschaft niederlassen. Wie Gudrun Fischer und ich im letzten Kapitel feststellen, hat dies nicht nur Nachteile – eine etablierte Wissenschaftlerin im Elfenbeinturm verliert leicht ihren feministischen Biß.

Als Naturwissenschaftlerinnen haben wir aufgrund unserer Außenseiterinnenposition, meiner Ansicht nach, noch nicht ganz vergessen, aus welchem Material diese Elfenbeintürme gemacht sind – aus den Zähnen der Elefanten, dieser großen, grauen Tiere mit dem ewigen Gedächtnis. Dieses Wissen läßt uns den besonderen ‚Biß‘ finden. Wissenschaftlich geschult, geübt in Phantasie, mit einem Schuß Poesie und der Vorstellung, mit unserem Denken, Schreiben und daraus folgenden Tun auf lange Sicht die Wissenschaften zu verändern, treten wir ein in das Unternehmen ‚Elfenbisse‘.“










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