Inhaltsverzeichnis
Francesca Vidal Ins Gelingen verliebt. Zum 70ten Geburtstag von Gert Ueding – Vorwort
I. Einblicke in Blochsche Philosophie
Matthias Henke Gleichzeitigkeiten – Ernst Bloch und Ernst Krenek
Ivan Boldyrev Geist der Utopie, der sich erst bildet. Vorläufige Beobachtungen zur Korrektur des Blochschen Frühwerks
Gert Ueding Komische Utopie – Utopie des Komischen
Jürgen Jahn Ein Gnadenakt besonderer Art. Der Sondervorgang [SV] 5/86 „Kiel“
Francesca Vidal Zur Montage höherer Ordnung. Ernst Bloch. Kurt Weill. Bauhaus
Barbara Smitmans-Vajda Scheidung der Geister am Geist der Utopie? „Zwiegespräche“ mit Blick auf das unterscheidend Utopische im Verhältnis zwischen Bloch und Lukács
II. Impulse für neue Sichtweisen auf die Blochsche Philosophie
Heiko Hartmann, Welf Schröter Impulse für eine erneuerte Rezeption des Werkes von Ernst Bloch. Überlegungen auf dem Weg zu einer Kritischen Gesamtausgabe – Ein kleines Arbeitspapier
Werner Wild Der Aufschrei für eine andere, bessere Welt. Sichtweisen auf den neuen Menschen und neue Gemeinschaften als Reaktion auf die Schrecken des I. Weltkrieges
Johan Siebers Community and Future in the Thought of Ernst Bloch. Discussion paper
Gordana Škoric Die Aufgaben der Bloch-Forschung
Welf Schröter Karola-Bloch-Kuratorium gegründet. Erforschung der Lebens- und Wirkungsgeschichte von Karola Bloch
III. Rezensionen
Gerd Koch Michael Bakunin – Ausgewählte Schriften. Ein Rezensions-Essay
Ulrich Müller-Schöll Der Humanismusstreit zwischen Sartre und Foucault. Zu Mathias Richters „Freiheit und Macht“
Rainer E. Zimmermann Natur und Identität des Rechts. William E. Conklins „Hegel's Laws
Welf Schröter NS-Täter Werner Ventzki – Der „andere“ Vater. Jens-Jürgen Ventzkis Spurensuche
Aus dem Vorwort:
„Das Buch beginnt mit einem Text von Matthias Henke über die Beziehung des Philosophen Bloch zu dem Komponisten Ernst Krenek. Es ist dies eine sehr programmatische Arbeit, da sie als Aufforderung zu verstehen ist, sich zukünftig noch intensiver um Blochs Musiktheorie, deren Eingebundenheit in die Diskussionen seiner Zeit und in interdisziplinäre Arbeitsweise Blochs, die befruchtet wurde durch den Dialog mit Komponisten und Musiktheoretikern, zu beschäftigen. Iwan Boldyrews philologische Arbeit zeigt sehr präzise die Unterschiede in den Fassungen von ‚Geist der Utopie‘ und korrespondiert derart mit der Aufforderung von Werner Wild, das Werk zum Anlass zu nehmen, Entwürfe einer besseren Welt in Bezugnahme auf ‚Geist der Utopie‘ zu entwickeln. Gert Ueding selbst widmet sich der bisher vernachlässigten Bedeutung der Komik im Blochschen Werk und kann so auch zeigen, dass Philosophen wie Nietzsche und Schopenhauer dessen Denken beeinflusst haben. Jürgen Jahn dokumentiert jüngste Zeitgeschichte, er belegt detailgetreu wie die Stasi einen Maß-nahmenplan erarbeitete, um das in der DDR verbliebene Eigentum der Blochs, seine Korrespondenzen, seine persönlichen und wissenschaftlichen Unterlagen, so wenig wie möglich herauszugeben und dies mit dem Bedürfnis nach Sicherheit legitimierte. Francesca Vidal greift noch einmal das Verhältnis Blochs zum Bauhaus auf, um deutlich zu machen, dass es ihm auch hier nicht um Ablehnung, sondern um produktives Erbe ging. Barbara Smitmans-Vajda beleuchtet in der literarischen Form des fiktiven Gesprächs die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Denken von Bloch und Lukács. Gordana Škoric, Schülerin von Gajo Petrovic, einem der wichtigsten Denker der Zagreber ‚Praxis-Gruppe‘ und Freund Blochs, fordert eingängig eine erneute Betrachtung der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dem folgen Hinweise auf schon bestehende Initiativen zur Förderung der Forschung wie etwa die von Heiko Hartmann und Welf Schröter geschilderten Bemühungen um eine Kritische Gesamtausgabe des Werkes von Ernst Bloch. Abgeschlossen wird der Band durch Rezensionen, die auf aktuelle, die Bloch-Forschung berührende Neuerscheinungen hinweisen.“
„Wer noch das Glück hatte, über viele Jahre mit ihm umzugehen, in Arbeit und Alltag, am Schreibtisch und in geselliger Runde, der weiß, wie gerne Bloch jede Gelegenheit zu heiterer Rede wahrnahm, keinen guten Witz, keine scherzhafte Anekdote, keine komische Pointe verachtete und selbst einen guten, nämlich witzig-charakterisierenden Kalauer zu schätzen wusste. Dazu zählen auch Funde komischer Zeitungsphrasen, die ihm wie Zerrbilder surrealistischer Montagen vorkamen: wenn also (notierte er) eine ‚dichtbewaldete Inselperle aus dem See herübergrüßt‘ oder zu lesen war, wie ‚man da kam und staunte in hellen Scharen‘ oder eine Sängerin mit den Worten gepriesen wird: ‚In ihren Adern pulsiert der erotische Rhythmus unserer Tage.‘ Die Beispiele stammen aus einer kleinen unveröffentlichten Sammlung, die er ‚Sprachliche Kleinbürgertapeten‘ genannt hat und die, in den ‚Staub‘ überschriebenen Kontext von Erbschaft dieser Zeit gehören, in dem sich manchmal kuriose Figuren abzeichnen.“ (Gert Ueding)
„Sachlichkeit und Qualität waren die Schlagworte, mit denen der Werkbund für seine Ausrichtung warb. Bloch aber beschreibt, wie Sachlichkeit dann zum Problem wird, wenn sie den utopischen Impetus aufgibt und dazu führt, die Widersprüche zu übertünchen, indem nur die Oberfläche poliert wird. Orientiert sich Sachlichkeit am subversiven und utopischen Überschuss, kann sie durch ‚diabolischen Gebrauch‘ entschieden das innovativ Neue sein, das das Bestehende kritisiert und auf ein mögliches Anderes verweist.“ (Francesca Vidal)
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