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reihe texte aus der geschichte - Band 1

Richard Scherer (Hg.)

Alchymia. Die Jungfrau im blauen Gewande
Alchemistische Texte des 16. und 17. Jahrhunderts

Mit einer Einführung des Herausgebers

1988, 334 Seiten, kt., 36,00 €
ISBN 978-3-89376-000-8 [ISBN 3-89376-000-8]

Nicht um Esoterik sondern um Wissenschaftsgeschichte geht es in diesem Buch. Woraus entstanden die heutigen Naturwissenschaften? Hier sind erstmals die wichtigsten alchemistischen Texte des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Geburtsstunde der Naturwissenschaften im Originalton versammelt. Die Alchemie ist alt. Versteht man sie im umfassenden Sinn als Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den inneren Prozessen der Natur, so reicht sie zurück bis in das erste nachchristliche Jahrhundert. Die zentrale, bis heute unerledigte Frage, um die die Schriften kreisen, lautet: Welches ist der angemessene menschliche Umgang mit der Natur. Richard Scherers fachliche Einleitung und zeithistorische Einordnung eröffnet den Blick für ein rationales Verständnis der frühen Alchemie, die sich gegen einseitige göttliche Erklärungsmuster stemmte.

reihe texte aus der geschichte - Band 1
( Talheimer Verlag )

€ 36.00 (inkl. 7 % MwSt.)


 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort

 

Richard Scherer
Einleitung

Joachim Tancke
Von der Alchimey würden und nutz

Tabula Smaragdina Hermetis

Arcani Artificiosa Aperta Arca

Basilius Valentinus
Triumph-Wagen des Antimonii

Michael Sendivogius
Novum Lumen Chymicum

Leonhard Müllner
Abhandlung von der Generation und Geburt der Metallen

Rosenkreutzerschriften
Fama Fraernitatis R.C.
Confessio Fraternitatis R.C.
Ergon et Parergon Fratris R.C.

Frawen Zimmer der Schwestern des Rosinfarben Creutzes

Roger Bacon
Von der Composition Lapidis Philosophorum – De Sole

Basilius Valentinus
De Microcosmo – De Macrocosmo

Authoritates Philosophorum vom Stein der Weisen

 

Symbolverzeichnis, Glossar alchemistischer Begriffe

 

Vorwort von Richard Scherer

 

„Die Alchemie des 16. Und 17. Jahrhunderts ist nahezu unbekannt.* Von wenigen Historikern abgesehen, in deren Fachgebiet dieser oder jener Teil der Alchemie fällt, herrscht weitaus verbreitet das Vorurteil, die Halbkenntnis, das Gerücht, eifrig genährt von einer Sekundärliteratur, die die Alchemiegeschichte nur als Skandalchronik darzustellen vermag in dem falschen Sinne, dem Leser damit ‚das Interessante‘ der Alchemie zu bieten. Die Fachliteratur im engeren Sinne ist an kleinsten Teilbereichen interessiert, die isoliert für sich betrachtet wenig aufschlußreich sind. Ohne die Textgrundlage mitzugeben, ergeht sie sich häufig genug in spezialisierten Verklausulierungen, deren inhaltliches Gewicht eher dürftig ist.

Die Fremdheit der Texte und alchemistischen Anschauungen, die so andere Zielsetzung und Aufbau der Alchemie haben weitgehend dazu geführt, daß die Alchemie als Curiosität betrachtet wird, die längst vom wissenschaftlichen Fortschritt überholt und eigentlich unverständlich ist: ein dunkler Auswuchs eines merkwürdigen Zeitalters. Das neuerdings zu beobachtende Faible fürs Occulte und Dunkle ist einem Verständnis der alchemistischen Texte auch nicht förderlicher. Denn hier wird das wissenschaftliche Vorurteil bloß in ein antiwissenschaftliches oder antirationales umgewandelt und die Alchemie zum Beleg gegen die Rationalität. Mit der Intention der Alchemisten und ihren Arbeiten hat dies wenig zu tun.

Die wissenschaftshistorisch begründete Verachtung und das antirationale Lob der Alchemie haben zumindest eines gemeinsam: beide kommen sie – in ihren Veröffentlichungen – ohne die alchemistischen Texte aus. Mit diesen wäre es im einen wie im andern Fall nicht so leicht, dem Leser die Interpretation zu bieten (oder den Bären aufzubinden), die intellektuelle Genügsamkeit den Autoren gelegentlich nahelegt. Die bestenfalls halbsatzweise zitierten alchemistischen Texte verstärken in ihrer Unvollständigkeit eher den Eindruck der ‚Dunkelheit‘ als daß sie den Sinn der Texte herausbringen. Hinzu kommt, daß die in Sparten zerfallene Wissenschaft sich mit bloßen Teilstücken beschäftigt, die eben chemiehistorisch, religionsgeschichtlich, kunsthistorisch, kulturgeschichtlich ‚interessant‘ sind; und mit den in solcher Zerspaltung, die die zum Verständnis notwendigen Zusammenhänge zerreißt, präparierten Teilstücken läßt sich dann leichtlich hantieren.

In diesem Band nun werden alchemistische Texte geboten. Aus der großen Fülle alchemistischer Publikationen (allein in den knapp 30 Jahren zwischen 1596 und 1624, in die der Höhepunkt der Alchemie des 16. und 17. Jahrhunderts fällt, sind gegen 2.000 Schriften und Traktate erschienen), wurden etliche ausgewählt, von denen der Herausgeber meint, in ihnen seien die Tendenzen und Kernpunkte der Alchemie jener Zeit greif- und sichtbar. Um die subjektive Willkür, die in keiner Auswahl ausgeschlossen werden kann, in etwa zu begrenzen, sind die Texte bis auf wenige Ausnahmen vollständig abgedruckt. Sie folgen in ihrer Gesamtheit dem inneren Aufbau der alchemistischen Theorie, was in der Einleitung näher zu begründen sein wird. Die Hoffnung ist, daß der Leser so in die Lage versetzt werde, die Texte notfalls gegen den Herausgeber zu verteidigen.

Damit der Leser nun aber nicht in die Texte falle wie die Maus in den Milchtopf (mit ähnlichem Resultat), sind den Texten jeweils kurze Bemerkungen vorangestellt, die Inhalt und Stellenwert des folgenden Textes erläutern. Die dem Vorwort folgende Einleitung zum ganzen Band zeichnet die Grundlinien und Schwierigkeiten der Entwicklung und des Verständnisses der Alchemie nach. Gefragt wird dabei nicht nach der Durchführbarkeit alchemistischer Experimente oder ob sich ihre theoretische Anschauung wohl heute noch sinnvoll anwenden ließe. Gefragt wird nach Absicht, Zielen und Hoffnungen der Alchemisten und worauf diese aufbauen.

Beides, die Vorbemerkungen zu den Texte und die Einleitung zum ganzen Band, sind kurz gehalten und können überschlagen werden, wenn der Leser ihrer nicht bedarf. In dem Falle ab er, daß er eine erste Orientierung sucht, mag er sie darin finden.

Einige Anmerkungen zum Verfahren der Textbearbeitung- bzw. herausgabe: Über die Herkunft gibt jeweils die Vorbemerkung zu den Texten Aufschluß. Orthographie und Interpunktion wurden in den wenigen Fällen, in denen sie zu Verständnisschwierigkeiten führen können, an die heute übliche Weise angeglichen (wobei gleich anzumerken ist, daß der Herausgeber den ‚Duden‘ nicht für sakrosankt hält). Ebenso wurde der Satzbau, der in jener Zeit wesentlich längere und schwierigere Sätze erlaubte, an einigen wenigen Stellen vereinfacht, sofern dies ohne eine Änderung des Sinns möglich war. Erläuterungen des Herausgebers sind in eckige Klammern [] gesetzt; häufiger vorkommende alchemistische Ausdrücke in einem Glossar am Ende des Bandes zusammenfaßt. Dort befinde sich auch ein Verzeichnis der in den Texten benutzten alchemistischen Symbole.

Mit all diesen Anmerkungen, Hilfen und Erläuterungen sollte den Texten nicht ihre Fremdheit genommen, sondern nur die gröbsten Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden. Die Verantwortung für die Lektüre hingegen liegt wie stets beim Leser selbst.“

*Wenn im folgenden von der Alchemie gesprochen wird, so ist stets dieser Zeitraum gemeint, es sei denn, es ist anders vermerkt.